Erinnerungen an Paul Burkhard

Am Freitag, 3. November erlebten die Seniorinnen und Senioren der beiden Gemeinden Altikon und Thalheim einen besonders interessanten Altersnachmittag. Ursula Schellenberg, die Nachlassverwalterin von Paul Burkhard, kramte in der Schatztruhe ihres ehemaligen Arbeitgebers. Sie bewohnt das stattliche Landhaus des weltberühmten schweizer Komponisten und als langjährige Sekretärin weiss sie gut Bescheid über sein Vermächtnis.

Wer geglaubt hatte, der Nachmittag mit Erinnerungen an den begnadeten Komponisten, würde eine etwas trockene Sache und wer eine alte verstaubte Archivarin erwartete, die mit strengem Blick die Lebensgeschichte des damals Weltberühmten Zeitgenossen mit allem Drum und Dran herunterleiern würde, der hatte sich wohl arg getäuscht.

Ursula Schellenberg ist eine moderne, äusserst charmante Dame. Mit viel Schwung und einem guten Schuss pfiffigem Humor hatte sie ihre Zuhörerinnen und Zuhörer rasch für sich gewonnen. Dazu eine gute Stimme und schauspielerisches Talent. Das alles macht sie zur idealen Verwalterin des Nachlasses von Paul Burkhard. Ihr Vortrag war kaum fünf Minuten alt, da sang schon der ganze Saal gemeinsam «Oh mein Papa». Der Einstieg war gelungen und mit dem Welthit aus den fünfziger Jahren kehrte auch eine gute Stimmung ein. Burkhard – 1911 im Zürcher Seefeldquartier geboren und 1977 in Zell (Tösstal) gestorben – gab schon im Vorschulalter erste Konzerte. Er galt als Wunderkind und wurde auch frühzeitig ans Konservatorium zugelassen.

Die Nachlassverwalterin liess die alten Kompositionen wieder aufblühen. Sie schlüpfte behende in die Rollen der Titelfiguren der Erfolgsmelodien und begeisterte das Publikum mit ihren Darbietungen. – Die Begleitung am Klavier besorgte sie selbst – Niederdorfoper (De Heiri hät es Chalb verchauft), der Schwarze Hecht (der als «Feuerwerk» ebenfalls internationale Erfolge feierte) sind Werke, welche die Teilnehmer am Altersnachmittag in Altikon in bester Erinnerung haben. «D’Zäller Wiehnacht» ist wohl das Werk, das Paul Burkhard am meisten am Herze lag. Es wird auch heue noch – fast 30 Jahre nach seinem Tod regelmässig aufgeführt. Der Komponist hat seine Nachlassverwalterin denn auch gebeten dieses Werk besonders zu fördern. 1939 wurde Paul Burkhard Hauskomponist am Zürcher Schauspielhaus und im Jahr 1945 übernahm er das Radiosinfonieorchester Beromünster als Dirigent.

«Ich hätte der Frau noch bis morgen Abend zuhören können» meinte meine Tischnachbarin begeistert, als Ursula Schellenberg Schluss machte, nachdem sie noch das Lied der Köchin zum Besten gab. Natürlich stand sie noch gerne zur Verfügung um Fragen zu beantworten. Im Saal war man sich einig: Der Altersnachmittag war ein echtes Erlebnis.

Ursula Schellenberg geehrt

Anlässlich der Eröffnung der Zeller Gewerbeausstellung wurde Ursula Schellenberg zur Zeller Persönlichkeit des Jahres 2005 ernannt. Sie war einst Sekretärin des berühmten Komponisten Paul Burkhard. Seinem Wunsch entsprechend wurde sie nach seinem Tod (1977) zur Verwalterin seines Nachlasses. Sie gründete damals den Zeller Kinderchor der die «Zäller Wiehnacht» regelmässig aufführt und das Lieblingswerk Burkhards in Erinnerung behält. Schellenberg wirkte 20 Jahre als Chorleiterin. Anschliessend war sie 9 Jahre Chorpräsidentin. Kürzlich konnte sie das Amt einer Nachfolgerin übergeben.

Den Nachlass von Paul Burkhard wird sie weiterhin verwalten. Mit Vorträgen will sie den Schweizer Komponisten in Erinnerung erhalten. Sein Werk vertreibt sie über einen eigene Musikverlag. Sie bewohnt das einstige Wohnhaus des begabten Künstlers und hält es in gutem Zustand.

jro

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert