Farbige Lichtlein blinken. Musik erfüllt die Luft, romantisch und hektisch und laut. Es duftet nach Bratwürsten und gebrannten Mandeln. Kinder zerren ihre Mütter und Väter da an einen bunten Marktstand, dort zu einer rasanten Bahn, zum Riesenrad, zur Rössliritti. Es ist Herbstmesse (Chilbi) in meiner Heimatstadt am Rheinknie.
Da gibt es Attraktionen und Bahnen, die mir völlig fremd sind – neu und schrill. Der Turm, von dem man im freien Fall heruntersausen kann – muss ich nicht haben. Als Kind ging ich gern auf die Schifflischaukel – habe ich nicht gefunden. Und auch die Sässelibahn hatte es mir angetan, diese an Ketten hängenden Sitzli, auf denen ich im Kreis herumsausen konnte. So etwas gibt es tatsächlich noch, doch die Sässeli werden heute auf etwa fünfzig Meter Höhe hinaufgefahren und kreisen erst dort oben hoch über den Dächern der Stadt. Muss ein tolles Gefühl sein, wenn man so weit oben in der Luft im Kreis herum saust. Nächstes Jahr gehe ich auf diese hohe Sässelibahn, ganz sicher.
Auf dem Münsterplatz steht das gute alte Riesenrad. Es ist wirklich riesig – das Riesenrad meiner Kindheit wäre ein Zwerg daneben. Es dreht sich gemächlich rundum. Ich sitze in einer der Kabinen, windgeschützt und mit einem herrlichen Blick auf die Stadt, den Rhein, die Hügel im Elsass, in Deutschland, im Baselbiet. Es ist schon am Eindunkeln, unten glitzern die Lichter, eine schöne Zeit zwischen Tag und Traum. Daneben steht die alte Himalaya-Bahn, sie heisst jetzt MusicExpress, eine Berg- und Talbahn. Auch da setze ich mich in eine Bank. Die Fahrt wird jedoch so rasant, dass ich glaube, es weht mich hinaus. War das immer so schnell? Als Kind kreischte ich vor Begeisterung, jetzt war es mir – um ehrlich zu sein – ein wenig «gschmuch». Bevor ich den Messeplatz verlasse in Richtung Stadt, muss ich noch ein paar gebrannte Mandeln, etwas Magenbrot, einen Nougatstängel haben – und einen kleinen grünen Mässmogge (Schläckstängel) mit schwarzen Wybärtli (die schwarzen, rhombenförmigen GABA-Wybert-Pastillen)! Das war immer mein Lieblings-Mässmogge. Diesen hier will ich dann daheim klammheimlich «schlutze» (schläcke).
Bei uns haben wir ja den kleinen feinen Dorfmärt. Wenn dieser Artikel erscheint, ist er bereits wieder vorbei, zum 10. Mal. Schön dass es in unserm kleinen Dorf Leute gibt, welche mit viel Ideen und Einsatz einen so hübschen Markt organisieren. Nicht so schrill wie eine Chilbi, aber romantisch und vorweihnächtlich.
Ursy Trösch