Eingesandt: Bruterfolg der Flussregenpfeifer

Nach dreieinhalb Wochen Brutzeit schlüpften, fünf Wochen nach dem grossen Thurhochwasser, fast gleichzeitig sieben kleine Flussregenpfeifer von zwei Brutpaaren. Leider überlebte aus unbekannten Gründen nur eine Familie.

Flussregenpfeifer sind Nestflüchter: sie verlassen nach dem Schlüpfen das Nest, fressen selbstständig, brauchen aber noch einige Zeit den Schutz ihrer Eltern, die sie unter die Flügel nehmen zum Schutz vor Kälte und Nässe. Diese sehen dabei ziemlich aufgeplustert aus, wenn alle Jungen gleichzeitig gehudert werden.

Die kleinen, etwa vier Gramm schweren Daunenbällchen, wären bei Regen sofort klatschnass ohne ihre Eltern und hätten keine Ueberlebenschance.

Sie rennen schon am ersten Tag in alle Richtungen, werden immer wieder zurück unter die Flügel des Vaters gepfiffen, der ständig sorgsam die Umgebung beobachtet. Bei Bedarf gibt er den Kleinen den Befehl zum Ducken, sie rühren sich dann nicht mehr vom Fleck und sind so für Feinde unsichtbar, gut getarnt, zwischen den Steinen.

Der Ueberwachungsradius des Weibchens ist grösser: wenn ein potentieller Feind sich den abgesperrten Kiesarealen nähert, die von den Vögeln ganz eindeutig als Rückzugsgebiet registiert und genutzt werden, macht es Ablenkungsmanöver, pfeift ununterbrochen oder hinkt mit hängenden Flügeln davon. In den ersten Tagen nach dem Schlüpfen ist sogar der Feldhase ein Feind, der ebenfalls innerhalb der Absperrung den Sommer verbringt, wo er wohl mehr Ruhe hat vor Hunden als im Weidengebüsch des Thur-Vorlandes. So rennt das Weibchen ganz aufgeregt vor dem Hasen hin und her, als der gemütlich an Kräutern knabbert.

Nach etwas zwei Wochen verlässt das Weibchen seine Familie und überlässt die Jungen alleine der Obhut des Männchen. Es muss sich von den Brutstrapazen erholen und sich Reserven anfressen, für den weiten beschwerlichen Rückflug über die Sahara nach Afrika. Dreieinhalb Wochen dauert es, bis die kleinen Flussregenpfeifer endlich fliegen können. Vorher sind sie zu Fuss unterwegs – und wie! Sie rennen mit ihren langen Beinen extrem schnell über die Steine der Kiesbank. Nähern sich Badegäste oder Hunde, rennen sie in unsere Absperrungen zurück. Auch sie haben gelernt, dass das ein sicherer Ort ist für sie.

Deshalb sind wir auch sehr dankbar, wenn sich alle Thurbesucher daran halten. Am 25. Tag nach dem Schlüpfen konnten die ersten zwei fliegen, beim dritten gings noch einen Tag länger – der rannte und rannte und rannte … hätte er die Flügel mal aufgemacht, hätte er sicher auch sofort schon abgehoben.

Fotos exklusiv ab 1. Schlüpftag
Silvio Bartholdi

Text Fide Meyer, Feldi-Altikon

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