Bye bye, Martha
Ende Februar wurde Martha Brönnimann (Leiterin Hausdienst) pensioniert. Bei diversen Gelegenheiten im Februar haben wir in Etappen Abschied von ihr genommen.
Ist die Pensionierung ein freudiges oder trauriges Ereignis? – Oder beides? Auf jeden Fall ist es ein Meilenstein im Leben eines Menschen, ein Ende und ein Anfang.
Martha hat am 1. Mai 1992, charakterisierend für sie am «Tag der Arbeit», ihre Stelle angetreten. Sie hatte in all den Jahren den Bewohnerinnen und Bewohnern, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Angehörigen und Freunden des Heims ihr Herzblut geschenkt. Sie war ein Leadership, ein Vorbild und trug sehr grossen Anteil am Erfolg des Alters- und Pflegeheims Stammertal bei. Wir bedanken uns alle für die kompetente, ausgezeichnete, freundschaftliche Zusammenarbeit bei ihr. Es war eine arbeitsintensive, aber sehr schöne Zeit mit ihr. Unsere persönliche Beziehung war geprägt durch ein grosses Vertrauen.
Martha, in Deiner Funktion bist Du kompetent ersetzt worden. Du selbst hast eine Deiner Nachfolgerinnen aufgebaut und gefördert. Als Mensch wirst Du uns fehlen.
Wir wünschen Dir gute Gesundheit und viel Glück in Deinem neuen Lebensabschnitt.
Mit der Pensionierung von Martha Brönnimann gab es organisatorische Anpassungen. Am 1. März 2003 wurde Verena Bassanello zur Leiterin der Hauswirtschaft befördert (neue Stelle). Sie arbeitet seit dem 1. Juni 1994 bei uns im Heim. Am 6. Januar 2003 haben wir Ruth Schmid aus Guntalingen als Leiterin des Hausdienstes eingestellt. Ich freue mich auf eine leistungsorientierte und fröhliche Zusammenarbeit. – Ich habe ein gutes Gefühl.
Aus dem «Stammertal»
Urs Friedrich, Heim- und Geschäftsleiter
Seit einigen Monaten erhitzen sich die Gemüter einzelner Personen über die lange Wartefrist im Alters- und Pflegeheim Stammertal. Ich bedaure die Situation, dass ich kurzfristig hilfsbedürftigen Menschen keinen Platz im Heim anbieten kann. Es ist mir bewusst, dass dadurch eine sehr schwierige Situation für die Angehörigen entstehen kann. Es existiert die latente Gefahr der Unterversorgung der pflegebedürftigen Personen, sowie die Überforderung der Angehörigen bei der Betreuung und Pflege. Die aktuelle Situation ist für mich unbefriedigend und macht mich betroffen.
Aktuelle Situation
Die Wartefrist beträgt momentan rund ein Jahr. Zur Zeit befinden sich fünfzehn Personen auf der Warteliste. Davon haben vier Personen ihren Wohnsitz ausserhalb der Zweckverbandsgemeinden. Diese sogenannt «Auswärtigen» stammen aber auch aus der Region, denn einzelne besuchten sogar in Stammheim die Schule. Ausserdem wohnen zum Teil ihre Angehörigen in den Zweckverbandsgemeinden.
Anmeldung ins Heim: Eine definitive Anmeldung ins Heim erfolgt mit der Unterzeichnung des Pensionsvertrages. Aus dem Datum der Inkraftsetzung des Vertrages ergibt sich die Eintrittsreihenfolge.
Weshalb ein Vertrag? Der Vertrag regelt verbindliche Rechte und Pflichten für beide Partner. Er schafft Klarheit. Die Eintrittsplanung ist nachvollziehbar nach innen und aussen. Es besteht Offenheit und Transparenz.
Der Vertrag fördert den persönlichen und familiären Entscheidungsprozess für einen Heimeintritt. Ich trete mit Personen / Familien in Kontakt, die ernsthaft einen Eintritt prüfen und mit der Unterzeichnung des Vertrages auch willens sind, ins Heim einzutreten. Diese Handhabung hat in qualitativer und betriebswirtschaftlicher Hinsicht positive Auswirkungen auf die Vorbereitung und die Bearbeitung des Heimeintrittes.
Provisorische Anmeldung: Die provisorische Anmeldung (Anmeldung ohne Vertrag) ist hinfällig! Es gab eine Zeit mit über hundert Anmeldungen, aber niemand wollte bei meiner Anfrage ins Heim eintreten. Es gab aber auch Fälle, da meldeten sich Personen für einen Heimeintritt, die sich schon in den achtziger Jahren «angemeldet» hatten und begründeten damit den Anspruch, zuvorderst auf der Warteliste zu sein.
Dringende und «dringendere» Eintrittsgründe: Immer wieder bin ich mit der Aussage von Angehörigen konfrontiert, dass es dringende und «dringendere» Eintrittsgründe gibt. Man erhebt damit ebenfalls die Forderung, auf den ersten Platz der Warteliste gesetzt zu werden. Auf solche Diskussionen kann ich mich im Grundsatz nicht einlassen, da das Gefühl der Dringlichkeit, der Not letztlich, immer eine subjektive Empfindung ist. Gegenüber allen Wartenden wäre dies unfair. In der Tat würde ich einen Vertragsbruch begehen.
Heimbelegungsstatistik nach Wohnsitz: Aus der Statistik geht hervor, dass die Belegungstage der Bewohner mit Wohnsitz im Zweckverband im Jahr 2000, verglichen mit dem Jahr 2001, markant gesunken sind. Was war der Grund?
Anfangs Jahr 2001 sind innerhalb eines Monats neun Bewohner gestorben. Vor dieser «Sterbewelle» bestand eine Warteliste von drei Personen. Es gelang uns trotz kleiner Warteliste, die frei werdenden Betten praktisch ohne Unterbruch wieder zu belegen. Ziel unserer Bewohnerakquirierung war die Vermeidung eines Betriebsdefizites, im schlimmsten Fall von mehreren hunderttausend Franken. Ich benachrichtigte die Sozialdienste der Kantonsspitäler Winterthur und Frauenfeld. Wir arbeiten seit rund acht Jahren eng mit den Sozialdiensten dieser Spitäler zusammen. Sobald wir freie Betten haben, wird dies ihnen gemeldet.
Dabei ist zu erwähnen, dass volkswirtschaftlich gesehen die durchschnittliche Leistung für Betreuung und Pflege im Heim etwa dreimal billiger ist, als im Spital.
Nachfrage
Die Nachfrage für einen Heimeintritt von Personen aus dem Zweckverband war in den letzten zehn Jahren immer sprunghaft. Es gab jährlich zum Teil grosse Schwankungen.
Im Jahr 2001 sind verhältnismässig viele Personen im Heim verstorben auch im Vergleich zu den letzten Jahren. Die Nachfrage für einen Heimplatz von Personen aus den Zweckverbandsgemeinden war hingegen sehr gering.
1997 | 1998 | 1999 | 2000 | 2001 | 2002 | |
Zweckverband | 7392 | 8383 | 8762 | 8976 | 6816 | 6763 |
Kanton Zürich | 5056 | 4159 | 4156 | 3713 | 4689 | 4914 |
Übrige Kantone | 2035 | 1507 | 1162 | 1526 | 3043 | 3653 |
Total Belegungstage | 14’483 | 14’049 | 14’080 | 14’215 | 14’548 | 15’330 |
Zusammenfassung und Auswertung
Im Jahr 2001 hatten wir überdurchschnittlich viele Todesfälle, dagegen war die Nachfrage für einen Heimplatz von Personen aus den Zweckverbandsgemeinden sehr gering.
Im Jahr 2002 waren die Todesfälle im Vergleich zu den letzten Jahren tief, die Nachfrage für einen Heimplatz von Personen aus den Zweckverbandsgemeinden war hingegen sprunghaft stark angestiegen.
Aus betriebswirtschaftlichen Gründen ist es wichtig, eine hohe Bettenauslastung zu erreichen, ansonsten gibt es sehr schnell einen hohen Verlust in der Betriebsrechnung, welcher durch den Steuerzahler zu finanzieren ist (Defizitgarantie der Zweckverbandsgemeinden). Das Heim ist ein Fixkostenbetrieb!
Aus volkswirtschaftlichen Gründen ist es erstrebenswert, ein Betriebsdefizit zu verhindern. Ich erachte es sogar als äusserst sozial, wenn dies gelingt. Zudem ist es sinnvoll, wenn Heime mit freien Betten sich engagieren und mithelfen, die Patientenaufenthaltstage in den Spitälern zu senken. Hierbei entstehen ohne Qualitäts- und Dienstleistungseinbussen für die Betroffenen enorme Einsparungen für die Volkswirtschaft. In der ganzen Schweiz könnte man hier einen dreifachen Millionenbetrag einsparen.
Schlussfolgerung der Eintrittspolitik des Heimes
Jahr für Jahr ändert sich die Sachlage, variieren die Rahmenbedingungen und entsprechend braucht es Massarbeit. Die Eintrittspolitik steht in Abhängigkeit mit der Alters- und Gesundheitspolitik, der Betriebs- und Volkswirtschaft, dem Dienstleistungsangebot, dem Personal, sowie der Heimgrösse und dem Einzugsgebiet (Nachfrage im Markt) des Alters- und Pflegeheims Stammertal.
Das Heim wird auch in Zukunft auf auswärtige Bewohner angewiesen sein, wenn bei einem guten Preis-Leistungsverhältnis keine Betriebsdefizite entstehen sollen (ohne Berücksichtigung des Kapitaldienstes!). Die Nachfrage für einen Heimplatz von Personen aus den Zweckverbandsgemeinden unterliegt grossen, sprunghaften Schwankungen. Das hat unter anderem mit dem Schicksal des einzelnen Menschen und dem primären Einzugsgebiet des Heimes zu tun. Es leben rund dreitausend Personen in den vier Gemeinden des Zweckverbandes. Selbstverständlich gibt es immer wieder auch Zeiten, wo wir weniger auf die «Auswärtigen» angewiesen sind. Aber auch beurteilt an der gegenwärtigen Situation, sind wir heute betriebswirtschaftlich auf sie angewiesen. Es wäre deshalb nicht zuletzt aus unternehmerischer Sicht gefährlich, einen Eintrittsstopp für «Auswärtige» zu erlassen. Und wichtig, sollte im Heim ein Betriebsdefizit entstehen, dann muss das der Steuerzahler unmittelbar finanzieren.
Ich erachte die Eintrittsregelung und -politik als sozial, fair, nachvollziehbar und sinnvoll. Ich würde sie deshalb so belassen, wie sie ist.
Aus dem «Stammertal»
Urs Friedrich, Heim- und Geschäftsleiter