Nachgedacht: «Den Respekt vor der Schöpfung nicht verlieren»

Bald — bald ist Advent, bald ist Weihnacht, bald ist Silvester, Neujahr. Und dass dieser Silvester, dieses Neujahr ein besonderes sein soll, das wird uns schon längere Zeit ins Bewusstsein gerückt. Es ist ja nicht nur eine Jahrhundert-, nein, es ist eine Jahrtausendwende, die auf uns zukommt. In der Werbung werden wir überschwemmt mit X Möglichkeiten, dieses Millennium zu begehen, Turbulenzen aller Art, sich ins neue Jahrtausend zu katapultieren …

Andererseits Weltuntergangsvorhersagen bis zu angeblich voraussehbaren Schwierigkeiten, die uns beim Übergang ins neue Jahrtausend von unserer supertechnisierten Welt beschert werden. Nicht nur Computer, Banken, Fernseher können von Pannen «befallen» werden, auch Radios, Kühlschränke, Staubsauger sind störungsanfällig. Darüber, und wie wir Pannen vermeiden können, darüber soll uns eine Extra-Broschüre aufklären. Sorgen dieser Art waren unseren Vorfahren bei der letz­ten Jahr­tausendwen­de mindestens un­bekannt. Im Grunde seltsam –, oder doch nicht? –, dass wir aufgeklärte Wesen unsere Ängste, Hoffnungen, Befürchtungen mit besonderen Jahreszahlen in Verbindung bringen und befrachten. Das Jahr 1999 hat uns tatsächlich viele, zum Teil schreckliche Katastrophen gebracht, Ereignisse, die unsägliches Leid und für viele Menschen den persönlichen Weltuntergang bedeuteten.

Die Frage, ob alle diese Begebenheiten etwas mit dem sogenannten Millennium zu tun haben, diese Frage wird uns kaum beantwortet werden.

Was, und dies ganz abgesehen von irgendwelchen magischen Zahlen und abgesehen von allen tollen Erfindungen, welche das neue Jahrhundert bereithält, allen Lebewesen dieser Erde zu wünschen ist, wäre doch, dass uns der Respekt vor der Schöpfung im Gesamten nicht verloren geht. Im Blick auf die Dauer eines Menschenlebens, gemessen an der Ewigkeit, sagte Matthias Claudius vor bald zweihundert Jahren:

«Der Mensch lebt und bestehet
Nur eine kleine Zeit,
und alle Welt vergehet
mit ihrer Herrlichkeit.
Es ist nur Einer ewig
Und an allen Enden
Und wir in seinen Händen.»

Els Morf

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