In den letzten Wochen, da allerorts eine Überfülle von Kartoffeln und Obst geerntet werden konnte, da Berge von Mostobst sich häuften, da auch wir Alten uns nach manchem Apfel bückten, in dieser Zeit sind mir immer wieder bruchstückhaft Herbstgedichte in den Sinn gekommen:
«Bei einem Wirte wundermild,
da war ich jüngst zu Gaste;
ein Goldner Apfel war sein Schild
an einem langen Aste.» (L. Uhland)
Oder aus Friedrich Hebbels «Herbstbild»: «Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah! Die Luft ist still, als atmete man kaum und dennoch fallen raschelnd fern und nah, die schönsten Früchte ab von jedem Baum …»
Aber auch die Namen vieler Apfelsorten tauchen auf: «Berner Rosen, Boiken, Bismarck, Breitacher, Berlepsch, Boskoop dann Chüssenreiner, Danziger Kant, Erdbeerapfel, Goldparmäne, Gravensteiner, Golden delicious, Glockenapfel, Jaques Lebel, Jägerapfel (auch Belle fleur genannt), Jonathan, Schweizer Orangen, Ontario, Sauergrauech». Es gäbe noch viele. Viele Sorten verschwinden, Neue werden gezüchtet. – Bei den Birnen gibt es die «Gute Luise», die «schmelzende von Thiriot» die Pastorenbirnen, die erst ab Neujahr gut zu essen sind.
Natürlich denke ich dann an das unvergessliche Gedicht von Theodor Fontane:
«Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland ein Birnbaum in seinem Garten stand …» der im Herbst die Kinder mit Birnen beschenkte und in Voraussicht, dass sein Sohn nach seinem Tode nicht so freigiebig sein würde, darum bat, dass man ihm eine Birne ins Grab legen solle … und siehe da, im dritten Jahr wuchs ein Schössling auf seinem Grab und noch ein paar Jahre später beschenkte der neue Birnbaum von neuem die Kinder mit Birnen « …so spendet Segen noch immer die Hand von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.»
Und nun erinnere ich mich, wie auch wir als Schulkinder darauf erpicht waren, wenn im Pfarrhausgarten die «Heubirli» reif waren und Frau Pfarrer oder das Settli mit einem Becki vor dem Pfarrhaus standen und Heubirli austeilten. Diese ersten Birnen sowie Klaräpfel waren damals richtige Leckerbissen.
Els Morf