Das Oberloo (beim Schützenhaus) ist ein besonders schöner Wald mit temporären kleinen Wasserflächen im Besitz der Gemeinde. In ihm wurde in letzter Zeit emsig gearbeitet. 341 Bäume wurden nummeriert und vermessen. 12 verschiedene Baumarten kommen vor; am häufigsten Eichen, Buchen, Weiss- und Rottannen. Mithilfe der Messwerte wurde eine Karte erstellt, aus der die genaue Lage, die Art und die Dicke jedes Baumes ersichtlich sind. Für jeden Baum wurde auch der wirtschaftliche Wert geschätzt. Zudem beurteilte ein Dreierteam von Forstleuten auch den Naturwert jedes Baumes, d.h. die vorhandenen Kleinstlebensräume (Mikrohabitate). Damit ist der Oberloowald zu einem Übungsort für den bestmöglichen Umgang mit Wald für das ganze Weinland geworden. Ein Vorteil dieses Standorts ist auch die Nähe zum Schützenhaus, das für ergänzende Einführungs- und Auswertungslektionen genutzt werden kann.
Den Wald pflegen heisst, alle paar Jahre ein paar Bäume zu ernten, um das weitere gute Gedeihen sicherzustellen. Das gelingt nur, wenn die richtigen Bäume zur Ernte ausgewählt (angezeichnet) werden.
Am 5. Mai wurde der erste Kurs für die Förster*innen des Weinlandes durchgeführt. Als Erstes erhielten die Teilnehmenden detaillierte Informationen zur Übungsfläche und die darauf stehenden Bäume. Dann wurden Gruppen von 2 bis 3 Teilnehmer*innen gebildet. Zuerst legte jede Gruppe die Zielsetzungen für den nächsten Ernteeingriff fest. Dann bestimmte jede Gruppe die Bäume, die sie beim nächsten Eingriff ernten will und trug deren Nummern in eine vorbereitete Tabelle ein.
Danach genossen die Teilnehmer*innen die wohlverdiente Kaffeepause. Der Kursleiter hingegen wertete in dieser Zeit die Gruppenarbeiten am Laptop aus. Die zur Verfügung stehende Software liefert detaillierte Resultate und erlaubt daher auch sehr interessante, faktenbasierte Vergleiche zwischen den verschiedenen Gruppenarbeiten. Die Besprechung der Resultate im Wald führte zu hochstehenden Diskussionen, von denen alle Teilnehmenden profitieren konnten. Entsprechend positiv waren ihre Rückmeldungen.
In der ganzen Schweiz gibt es bereits rund 60 solcher Übungsflächen. Das Oberloo ist aber ein besonderes Juwel, da es als eine der wenigen Flächen auch eine Mikrohabitat-Bewertung (s.o.) zur Verfügung stellen kann. Die Förster*innen der Region Winterthur möchten noch dieses Jahr ebenfalls eine Übung im Oberloo durchführen.
Im Moment sind wir am Abklären, ob und wenn ja wie diese Übungsfläche auch für die Weiterbildung der Waldeigentümer*innen sinnvoll eingesetzt werden kann. Eine solche Pilotveranstaltung soll im kommenden Spätherbst stattfinden.
Ein Rundgang auf den Waldwegen des Oberloowaldes ist aber ein Gewinn für alle. Er ist garantiert erholsam, erlaubt Vogelbeobachtungen und fasziniert durch schöne Naturbilder.
Text: Erich Oberholzer, Bilder: Felix Cuny