Es war einmal ein lieber Grossvater. Der schenkte seiner Enkelin Ruth ein goldenes Ringlein. Voller Freude trug Ruth das Andenken an ihrem Finger. Beim Turnunterricht in der Turnhalle, entledigte sich Ruth vorschriftsgemäss ihres Ringleins und der Uhr. Sie legte die Sachen in das für diesen Zweck bestimmte Kästchen.
Es wurde geturnt, gespielt und gelacht. Als Ruth als letztes Kind seine Sachen aus dem Kästchen nehmen will, fehlt das Ringlein. Von Ruth und ihren Eltern wurde gesucht, gefragt und dies und jenes unternommen, aber das Ringlein blieb wie vom Erdboden verschluckt unauffindbar.
Eines Tages brachte die Post ein an Ruth adressiertes, von Hand beschriebenes Couvert, anonym, in einer Nachbargemeinde abgestempelt. Ratet mal was war in diesem Couvert? Das Ringlein! Das Mädchen erzählt in der Schule voller Freude, dass es das Ringlein wieder habe. Plötzlich kommt Alice, eine Schulkameradin auf Ruth zu. Sie erzählt ihr, dass sie es sei, die das Ringlein genommen habe. Sie entschuldigt sich dafür.
Gleichentags sieht Ruth die Mutter von Alice. Sehr interessiert erkundigt sie sich bei Ruth, ob sie das Ringlein wieder gefunden habe. Ruth antwortet natürlich mit ja und denkt sich trotz des jugendlichen Alters ihre Sache. Die Adresse auf dem Couvert war nämlich von Erwachsenenhand geschrieben. Alice war bei diesem Gespräch auch dabei. Sie wird sich wenn nicht jetzt, sicher später ihre eigenen Gedanken über ihre vorbildliche Mutter machen.
Marlis Rengel