Mittwoch, 13. März 2019
Liebe Leserinnen und Leser
Es ist Ihnen bestimmt aufgefallen, dass auf dem Parkplatz vor dem Schulhaus Thalheim ein riesiger Haufen an Nadelholz aufgeschichtet wurde. Den Ausschlag dafür gab das niederschlagsarme Jahr 2018 mit einem prächtigen Sommer, mit ausgeprägt vielen Sonnenstunden und hohen Temperaturen zum Geniessen. Ein gewaltiger Sommer war das, in jeder Hinsicht, würde ich sagen. Gewaltig auch der Holzhaufen vor dem Schulhaus – das Werk eines kleinen Insekts! Es ist fleissig und trotzdem unerwünscht. Sein Treiben ist tödlich für die Nadelbäume. Der Holzhaufen ist das Werk des Borkenkäfers. Naturgemäss ist es so, dass sich die Borkenkäfer bei Trockenheit explosionsartig vermehren. Sie fressen an den ohnehin schon hitzegestressten Fichten. Die Käfer unterbrechen den Saftstrom im Kambium, der Zwischenschicht zwischen Holz und Rinde, das ihnen als Nahrung dient. Die Folgen daraus: Der Baum stirbt ab!
Damit die Käfer von den geschädigten Fichten nicht zu weiteren noch gesunden Bäumen ausschwärmen und noch mehr Schaden anrichten, versuchte Förster Oliver Bieri zusammen mit der Gemeinde einen Lagerplatz für die befallenen, zwingend geernteten Stämme zu finden. Dieser Lagerplatz sollte möglichst weit von den nächst gelegenen gesunden Nadelbäumen entfernt sein. Dadurch werden weitere Borkenkäferinvasionen zu Gunsten noch gesunder Baumbestände verhindert. Aus Sicht der Waldwirtschaft ist der Schulparkplatz der ideale Lagerplatz für dieses Unterfangen. Der Holzstapel auf dem Parkplatz umfasst circa 1000 Kubikmeter Fichtenholz. Es stammt aus den Waldgebieten rund um Thalheim und Gütighausen.
Der Wald auf dem Gemeindegebiet Thalheim setzt sich zusammen aus 76 Hektar öffentlichem Wald und 64 Hektar privater Waldfläche. Der öffentliche Anteil gehört zur Hauptsache der Gemeinde. Ein geringer Anteil gehört auch dem Kanton und dem Bund. Beim Privatwald sind die Besitzverhältnisse vielfältiger. Da verteilen sich die 64 Hektar Wald auf 52 Eigentümer.
Auf der Thalheimer Gesamtwaldfläche von 140 Hektaren wurden im Sommer 2018 rund eintausend Kubikmeter Fichtenholz durch den Borkenkäfer zum Absterben gebracht. Es dürfte eine ganze Weile dauern, bis das befallene Holz vollumfänglich verwertet werden kann. Denn nicht nur unsere Gemeinde ist vom Käfer betroffen. Fast alle Schweizer Waldgebiete, die sich in ähnlichen Höhenlagen wie Thalheim befinden, wurden vom Käfer heimgesucht. Ja sogar bis weit ins deutsche Schwarzwaldgebiet hinein.
Der Wald wird sich im Laufe der Zeit den Naturereignissen einmal mehr anpassen! Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass sich mit der Zeit die Baumarten in unseren Wäldern wieder verändern werden. Ganz bestimmt sogar! Sicherlich werden in Zukunft wieder mehr Eichenbestände anzutreffen sein, wie es vor mehr als einhundert Jahren bei uns die Regel war. Salopp gesagt, wären damit alte Freveltaten wieder gesühnt wie das Roden der Eichenwälder für den damaligen Bau der Eisenbahnen. Wie Sie sehen, braucht es für ein natürliches Gleichgewicht keine CO₂-Polemiker und Ängste schürende kommerziell interessierte Umweltaktivisten. Sondern es zeigt sich wie immer auch in diesem Fall, dass die Natur sich einmal mehr anpassen kann und wird. Das war schon immer so und wird auch so bleiben!
Es grüsst Sie herzlich
Guido Roggensinger
Drei Fragen/Bemerkungen zu den letzte Zeilen des Editorials der Dorfposcht Nr. 164:
«Wie Sie sehen, braucht es für ein natürliches Gleichgewicht keine CO2-Polemiker und Ängste schürende kommerziell interessierte Umweltaktivisten. Sondern es zeigt sich wie immer auch in diesem Fall, dass die Natur sich einmal mehr anpassen kann und wird. Das war schon immer so und wird auch so bleiben!»
1) Was oder wer sind CO2-«Polemiker»?
Es gibt zurzeit in der Schweiz bereits so etwas, das sich CO2-Abgabe nennt. Und es gibt schweiz- und weltweit ein anerkannt grosses Problem mit dem zu grossen CO2-Ausstoss. Ich kann darin keine Polemik erkennen.
2) Worin genau liegt das kommerzielle Interesse der Umweltaktivisten?
3) «…, dass die Natur sich einmal mehr anpassen kann und wird. Das war schon immer so und wird auch so bleiben!»
Gut. Aber ebenso war es schon immer so, dass der Mensch sein Verhalten immer wieder korrigiert hat – sei es in der zitierten Forstwirtschaft, in der Wasserwirtschaft oder in der Wildhege. Nicht zuletzt, weil er gemerkt hat, dass ihn nicht-nachhaltiges Wirtschaften früher oder später teu(r)er zu stehen kommt.
Angesichts von Lawinen, Überschwemmungen oder Smog wurden deshalb nicht nur Lawinenverbauungen aufgestellt, sondern auch Wälder wieder aufgeforstet, nicht nur Dämme
gebaut, sondern auch Flüsse renaturiert, nicht nur Asthmamedikamente entwickelt, sondern auch der Katalysator fürs Auto eingeführt.
In den (Schweizer) Alpen nehmen Murgänge aufgrund des Auftauens des Permafrosts zu. Nebst der Erstellung teurer Verbauungen, welche die Dörfer schützen sollen, ist es deshalb nicht polemisch, sich auch für die rasante Klimaerwärmung zu interessieren bzw. für die Reduktion unseres CO2-
Ausstosses einzusetzen. – Damit manches, was uns lieb ist, auch so bleiben kann, wie es war.
Das Editorial in der Dorfposcht ist ein ideales Gefäss um den Behördenmitglieder/innen unserer Einheitsgemeinde die Möglichkeit zu geben, die Bevölkerung zu informieren und über Neuigkeiten, anstehende Geschäfte, kurz aus ihren Ressorts zu berichten. So auch geschehen in der Ausgabe 164 vom März 2019. Guido Roggensinger hat einen informativen, interessanten Aufsatz von dem 1’000m3 grossen Holzhaufen beim Schulhaus geschrieben . . . wenn da nicht der letzte Abschnitt gewesen wäre!
Ich bin schockiert, ist da jemand auf dem Holzweg?
Zitat:
«Wie Sie sehen, braucht es für ein natürliches Gleichgewicht keine CO2-Polemiker und Ängste schürende kommerziell interessierte Umweltaktivisten. Sondern es zeigt sich wie immer auch in diesem Fall, dass die Natur sich einmal mehr anpassen kann und wird. Das war schon immer so und wird auch so bleiben!»
Wenn eine Privatperson die oben zitierte Auffassung vertritt dann ist das seine Sache, ein Behördenmitglied hat aber, aus meiner Sicht, höheren Anforderungen zu genügen und somit eine differenziertere, mehrere Aspekte berücksichtigende Beurteilung abzugeben.
Das der Klimawandel stattfindet wird eigentlich von niemandem mehr bestritten, die Frage ist vielmehr wieviel die Menschheit dazu beiträgt.
Ein paar Fakten zum Wald (siehe auch http://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/wald/inkuerze):
– 1’000m3 Holz entsprechen ca. 2,8ha Wald (360m3 pro ha), das ist nicht nichts nämlich ca.
4 Fussballfelder
– Eine Fichte wächst im Durchschnitt ca. 40cm/Jahr, eine Eiche ca. 4cm, es dauert also eine «Weile» bis die Eichen die Klima-Funktion im Wald übernehmen kann . . .
– Eichenschädlinge im Klimawandel (www.waldwissen.net/waldwirtschaft/schaden/krankheiten/fva_eichensterben_klimawandel/index_DE). Ist die Eiche doch nicht so resistent wie prophezeit?
Ein paar Fakten zur Umwelt:
– Unsere Mutter Erde existiert seit ca. 4,5 Milliarden Jahren, seit ca. 300’000 Jahren gibt es menschliche Wesen und wir schaffen es nach der zweiten industriellen Revolution (~1900) in gut 100 Jahren das Ökosystem der Erde ernsthaft zu gefährden!
– Energie (Kohle, Öl, erneuerbare Energien oder doch Atomkraft ja oder nein)
– Verkehr (jeden Morgen und Abend Staumeldungen von St.Gallen bis Genf, Schaffhausen bis Chiasso und Basel bis Brig. An Pfingsten 20km Stau vor dem Gotthard, und aus allen Auspuffrohren qualmt’s! Und das nicht nur in der Schweiz)
– Luftverschmutzung (Feinstaub und Ozon-Warnungen)
– Überbevölkerung (Weltbevölkerung um 1900 ca. 1.65 Mrd, heute ca. 8 Milliarden. Und alle wollen Autofahren und Fliegen . . . (zurzeit fliegen nur etwa 10% der Erdbevölkerung)
– Plastikmüll in allen Weltmeeren (Mikroplasik bis in die entlegensten Gebiete der Antarktis)
– Biodiversität (Die biologische Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten ist in Gefahr)
– Und so weiter . . .
Nein nein wir haben keine Probleme, sagt GuidoRoggensinger, legen wir die Hände in den Schoss die Natur wird’s schon richten, «das war schon immer so und wird auch so bleiben» . . .
Da ist jemand gewaltig auf dem Holzweg!
Es ist fünf vor Zwölf, um etwas zu unternehmen. Da ist mir die Strategie von Amelia Earhart 1932, (erste Frau, die im allein Flug den Atlantik überquerte) die bessere Wahl, Zitat: «Der effektivste Weg, etwas zu tun, ist, es zu tun.»
August Morf