…oder am Ende Ortografi?

In diesen Tagen ist mit der Herausgabe des neuen «Duden» die seit langem geplante, neue Rechtschreibereform in Kraft getreten. Wie in den Medien zu hören und zu lesen ist, wird in den Schulen ab 1998/99 nach den revidierten Normen unterrichtet. Diese sollen einfacher, einprägsamer sein.

Für Schulanfänger wird dies keine Bedeutung haben, da sowieso alles neu ist. In den höheren Klassen gibt die Umstellung eventuell einige Schwierigkeiten. Und bei den Erwachsenen? Es heisst, dass bis in etwa zehn Jahren die neuen Regeln verbindlich sein sollen. Wandlungen in der Sprache hat es schon immer gegeben, schriftliche und mündliche Sprache verändert sich. Anfangs dieses Jahrhunderts wurden viele Wörter, die wir heute mit T schreiben, noch mit Thalheim geschrieben. Müssten wir da nicht von Thalheim zu Talheim wechseln? Das würde mir seltsam vorkommen. Allerdings sollen Orts- und Eigennamen von solchen Veränderungen ausgenommen sein.

Fotograf schreiben wir hingegen kaum mehr mit Ph und Photographien haben sich in Fotos verwandelt. Die Orthographie, wird sie zur Ortografie, oder am Ende zur Ortografi, weil dies noch einfacher ist, «man» noch weniger denken, sich einprägen muss.

Der Stengel wird zum Stängel, der Bengel vielleicht zum Bängel, was weiss ich. In der französischen Sprache würde eine solche Reform noch komplizierter, da Schriftbild und Aussprache noch weiter voneinander entfernt sind als im Deutschen.

Rechtschreibenormen lassen sich offenbar gesetzlich regeln und als verbindlich erklären. Wie steht es aber mit verbindlichen Regeln, was den Inhalt gewisser Nachrichten betrifft? Hier werden um der Sensation willen bedenkenlos Schlagzeilen wie: «Bauern-Wahnsinn» und «BSE-Bakterien in der Milch» in die Welt hinausposaunt.

Schön wäre, wenn mit der Reglementierung der Rechtschreibung auch die Gesinnung der für solche «Nachrichten» Verantwortlichen erneuert und umgeprägt werden könnte.

Els Morf

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