Manchmal ist es nicht einfach, einfach öffentlich nachzudenken. Gewiss es gibt unendlich vieles worüber man nachdenken kann, nachdenken muss. Aber – das meiste ist für meine einfache «Nachdenkerei» einige Nummern zu gross – anderes ist zu banal. Vieles nimmt einem zum vornherein den Mut weil «man» nicht noch zusätzlichen Pessimismus verbreiten möchte.
In flachem Optimismus zu machen liegt mir auch nicht. Trotzdem brauchen wir einen Motor der uns hilft, unsern Alltag zu bestehen; Zuversicht, Freude.
Vor Jahren gab es in Zürich die Ausstellung für Frauenschaffen (Saffa). Eine dort thematisierte Rubrik war: «Freuden, die nichts kosten». Was dort alles zur Sprache kam habe ich vergessen, aber die Sache selbst: Freuden zu suchen, zu finden, das ist schon etwas, das sich lohnt.
Viel besser sagt das Erich Kästner in einem Gedicht:
Keiner blickt dir hinter das Gesicht
Niemand weiss, wie reich du bist –
Freilich mein… ich keine Wertpapiere,
keine Villen, Autos und Klaviere
und was sonst noch teuer ist,
wenn ich hier vom Reichtum referiere.
Nicht den Reichtum, den man sieht
und versteuert, will ich jetzt empfehlen.
Es gibt Werte, die kann keiner zählen, – selbst, wenn er die Wurzel zieht.
Und kein Dieb kann diesen Reichtum stehlen.
Die Geduld ist so ein Schatz,
oder der Humor und auch die Güte
und auch das ganze übrige Gemüte.
Denn im Herzen ist viel Platz.
Und es ist wie eine Wundertüte.
Arm ist nur, wer ganz vergisst
welchen Reichtum das Gefühl.
Keiner blickt dir hinter das Gesicht.
Keiner weiss wie reicht du bist –
(Und du weisst es manchmal selber nicht.)
Gefunden im Taschenbuch:
Erich Kästner: «Was nicht in euren Lesbüchern steht»
Fischerbücherei 1969
Els Morf