Jetzt nicht lang besinnen – einsteigen …

Lieber Matthias

Eigentlich wollte ich über Gedenktage, zum Beispiel von Kurt Guggenheim, Carl Zuckmayer, Friedrich Glauser, die alle drei vor hundert Jahren geboren wurden, «nachdenken». Mein Pech – ich habe meinen «Spick», auf dem meine Überlegungen aufgebaut waren, zu Hause liegenlassen. – Was nun?

Von unseren Ferien im Schams kann ich sagen, dass wir sie bis jetzt fast uneingeschränkt geniessen konnten. Nachdem wir zuerst etwas Mühe hatten, uns in dem Labyrinth mit Mittelgang, Durchgangskabine, Kästli, Dusche, Bad wieder zurechtzufinden, geniessen wir die Baderei samt Gymnastik nun in vollen Zügen. Die Ausflüge nach freier Wahl – mit dem Postauto Richtung San Bernardino, Avers-Juf, über Thusis nach dem Heinzenberg oder das Domleschg – geben uns viele Möglichkeiten. Am Montag sind wir bei maximal schönem Wetter von Splügen auf dem alten Römerweg nach Sufers gewandert. Am Dienstag hatten wir im Sinn, nach Tschappina zu fahren. Als wir bei der Post warteten, kam das Postauto Richtung Avers-Juf zuerst an. «Jetzt nicht lange besinnen – einsteigen!» so die Parole von Gusti. Wir haben es nicht bereut. Die Fahrt ins Avers war tatsächlich ein Volltreffer. Sonne, blauer Himmel, die Weite des Tals nach den engen Schluchten, die verschneiten Berge und Hänge. Im Gasthaus «Edelweiss» in Juf genossen wir eine warme Suppe. Weil es so herrliches Wetter war und wir zeitlich gut dran waren, gingen wir bis Cresta zu Fuss. Heute haben wir nun die Fahrt nach Obertschappina gemacht und festgestellt, dass wir diesen Teil des Bündnerlandes überhaupt nicht kannten.

Ja, und unterdessen drängt die Zeit – Redaktionsschluss. Was mache ich jetzt? Da wäre doch ein Fax das einzig Richtige! Allerdings müsste die Adresse ein bisschen genauer sein als bei dem der heute morgen aus Neuseeland hier eingetroffen ist. Der Hoteldirektor ging beim Morgenessen von Tisch zu Tisch mit der Frage: «Haben Sie eventuell Verwandte in Auckland? Wir haben einen Fax erhalten mit der Anrede: ‹Liebes Gotti…›, aber wir wissen nicht, an wen er gerichtet ist.» Schwieriges Unterfangen. Soll ich jetzt darüber nachdenken, ob ich Dir diese Zeilen per Fax oder per Brief zustellen soll? Ich hoffe, dass die A-Post noch früh genug eintrifft und grüsse Dich herzlich, Deine Grossmutter.

PS: Heute abend haben wir erfahren, dass die Anrede «Lieber Gotti» lautet und der Empfänger Gottfried heisst. Er wurde ausfindig gemacht. Fax mit Hindernissen…

Els Morf

Auch auf dem «altmodischen» Weg der Briefpost ist das «Nachgedacht» pünktlich hier angekommen.

ms

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