Hatten wir nicht einmal die Fichenaffäre?

Polizei fandet im Internet». Diese Schlagzeile springt mir an einem Zeitungsaushang in die Augen. Nicht die Polizei, nicht das Internet weckt meine Aufmerksamkeit, nein, es ist das Wort «fandet». Ist dies nun ein Druckfehler, oder ist die neue Rechtschreibung für das Wort «fahnden», nach bisherigen Betriffen so wie «suchen», eventuell «verfolgen» nun plötzlich «fanden» (von «finden»)? Das scheint mir nicht ganz logisch. Solange sie (die Polizei) fahndet (sucht), hat sie noch nicht gefunden, folglich kann es nicht «fandet» heissen. Denke ich. Im Herkunftswörterbuch wird bei der Herkunft des Wortes «fahnden» auf das mittelalterliche «vanden» verweisen. Unter «finden» steht: eine Bildung zu «finden» ist «fahnden», auf etwas kommen.

Also doch ein gewisser Zusammenhang. Von den Leuten, die ich darauf anspreche, kann mir niemand eine einleuchtende Antwort geben. Es bleibt nur eines: der neue Duden wird mir Auskunft geben. Und tatsächlich: fahnden (polizeilich suchen), so steht es da. Also alles bestens, meine Fahndung nach der Rechtschreibung hat sich gelohnt: «Polizei fandet» ist ein Druckfehler.

Über die inhaltliche Seite dieser Meldung wäre ja auch noch nachzudenken. Das ist wohl das grössere Problem. Hatten wir nicht vor einigen Jahren die sogenannte «Fichenaffäre»? Bei der Auseinandersetzung mit dieser Angelegenheit wurde der Begriff «Datenschutz» verwendet. Und heute? Wie soll dies im Zeitalter der weltweiten Möglichkeiten des Computers, des Internets, des Natels überhaupt noch funktionieren?

Je mehr Kredit-, Kunden-, Krankenkassen- und andere Karten wir benützen, je «vernetzter» wir sind, um so durchsichtiger werden wir. Der Weg bis zur vollkommenen Überwachung ist wirklich nicht mehr weit.

Els Morf

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