«Wir sind Thalheim»: Monica Girsberger

Es ist drückend und einschläfernd heiss an diesem 1. Juli 2025, als ich mich mit meiner Nachbarin und der Sigristin der beiden Kirchen Thalheim und Altikon zum vereinbarten Gespräch treffe. Ich nehme deshalb den angebotenen Kaffee dankend an, während sich eine von Monicas Hauskatzen auf dem Treppenabsatz vor dem Esszimmer hinfläzt.

Monica Girsberger wohnt seit dem Jahr 2005 in Thalheim an der Thur, sie ist wegen ihres Ehemannes Céleste hierhergezogen. Monica wuchs in Volketswil auf und lebte später in verschiedenen Zürcher Agglomerationsgemeinden – so etwa in Wangen bei Brüttisellen, in Schwamendingen und zuletzt in Kloten –, bevor es sie in unsere Gemeinde verschlug. Die Lehre als Verkäuferin hatte sie damals im Volg in Fällanden absolviert, später arbeitete sie eine Zeitlang in der Non-Food-Abteilung im Glatt-Zentrum. Danach hat sie sich zur Bankmetzgerin weitergebildet und arbeitete u. a. in den Migros in Oerlikon und Zumikon, wo sie vermehrt auch im administrativen Bereich tätig wurde. Seit vielen Jahren arbeitet sie nun aber schon im ALIGRO in Brüttisellen in der Fleischabteilung, wo sie zudem für die Kasse verantwortlich ist. Es ist vor diesem Hintergrund nicht erstaunlich, dass Monica als ihr Lieblingsessen Fondue bourguignonne nennt, vorzugsweise mit Rehfleisch und einem guten Glas Rotwein – das Reh selbstredend eigenhändig von ihrem Mann Céleste geschossen, seines Zeichens Jäger und Jagdaufseher im Jagdrevier Hegi-Belzhalden der Thurgauer Gemeinde Basadingen-Schlattingen.

An Thalheim an der Thur ist Monica damals vor zwanzig Jahren als Erstes die Ruhe bzw. der abwesende (Flug-)Lärm aufgefallen sowie das noch unbebaute Agrarland. Dies fand sie nach Kloten sehr wohltuend und schätzt es immer noch. Als laut fallen ihr im Spätherbst entsprechend die Zuckerrüben-Transporte auf, wenn die Traktoren mit den schwer beladenen Anhängern über die Thurtalstrasse rollen. Es läge Monica aber fern, sich darüber zu beklagen! Dasselbe gilt für den landwirtschaftlichen Geruch, der ihr beim Lüften manchmal eher unangenehm in die Nase steigt. Kurz: Monica gefällt es in unserem «Dörfli», wie sie es nennt! Auch wenn es halt nicht am Meer liegt, wo es Monica in ihren Ferien am ehesten hinzieht. Destinationen in den letzten Jahren waren dabei etwa Zypern, Teneriffa, Gran Canaria, Mallorca und Kreta.

Als Monica 2005 nach Thalheim kam, versuchte sie sogleich, sich im Dorfleben einzubringen – sie wollte keine Aussenseiterin sein, wie sie heute noch sehr entschieden sagt. So begann sie zunächst als stellvertretende Sigristin der Kirche Thalheim und ist in dieser Funktion seit 2007 hauptamtlich tätig. Seit 2023 ist sie zusätzlich Sigristin der Kirche Altikon. Man spürt Monicas Passion für dieses Amt! Natürlich ist der Glaube, in dem sie Halt findet, eine der Grund­lagen für ihr Engagement, aber ebenso wichtig sind ihr die Begegnungen mit den (meist älteren) Menschen, die sich dadurch ergeben. Und das Organisieren, sei es den Chilekafi oder einen Apéro, liegt ihr, das macht sie von Herzen gern. Wenn sie durch ihren Einsatz dann auch Wertschätzung erfährt, noch umso lieber! Monica hat zudem zusammen mit ihrem Mann Céleste im «Gemischten Chor» Thalheim mitgesungen – solange es ihn noch gab: Leider war der Chor schon länger ziemlich überaltert und es gelang nicht, genügend neue und jüngere Mitglieder zu finden. Mit der Corona-Pandemie kam dann das definitive Ende des Vereins. In der verbleibenden Freizeit widmet sich Monica ihren «Sibirischen Waldkatzen», die sie als Hauskatzen hält, oder liest gerne einen Roman. Oft geniesst sie es aber auch, draussen im Garten zu sitzen und einmal einfach nichts zu machen und zur Ruhe zu kommen – etwas, was uns allen des Öfteren guttäte!

Zum Einkaufen fährt Monica nach Frauenfeld ins Einkaufszentrum «Passage», weil da – von der Apotheke über Lebensmittel und Katzenfutter bis zur Poststelle – alles an einem Ort verfügbar ist. Für den Blumenschmuck der Kirche macht sie aber eher im Einkaufszentrum «Rosenberg» bei Winterthur Halt, dieses liegt praktischerweise an ihrem Arbeitsweg. Apropos: In der Stadt sind die Wege kürzer als hier auf dem Land – könnte sich Monica vorstellen, wieder in einer Stadt zu leben? «Nein!» Es wäre ihr zu lärmig und sie würde das Grün vermissen. In einem Wohnblock mit nur einem Balkon würde ihr der Umschwung fehlen. Monica sagt es so: Wenn der Umzug in eine Stadt aus irgendeinem Grund ein notwendiger Schritt wäre, so täte er ihr weh. Mit ihrer Wohn-Vergangenheit und als Berufspendlerin hat Monica ausreichend Anschauung, um eine Differenz zwischen «Stadt- und Landmenschen» auszumachen: Letztere nehmen es ihrer Ansicht nach ruhiger. Könnte Monica sich denn auch vorstellen, beispielweise in Disentis, Andeer, Zuoz oder Ardez, also in den Bergen zu leben? «Ja, durchaus!» Solange der Ort auf einer Höhe läge, wo es rundum noch grün und nicht nur felsig ist. Denn eigentlich unternähme Monica gerne öfter ausgedehnte Spaziergänge.

Zurück ins Weinland und zu meiner üblichen Frage, wie lange Thalheim an der Thur Monicas Meinung nach noch eine eigenständige Gemeinde wird bleiben können. Dies kann sie nicht abschätzen. Sicher ist sie sich jedoch, dass es in Zukunft nicht einfacher werden wird, Personen zu finden, die sich als Gemeinderätinnen und Gemeinderäte zur Verfügung stellen. Schade findet sie, dass man die gegenwärtige Behörde kaum persönlich kenne. Ich erwähne das Angebot der Sprechstunde beim Gemeindepräsidenten. Monica schwebte jedoch eher ein öffentlicher, ungezwungener Anlass zum Kennenlernen sämtlicher Behördenmitglieder vor …

Der Kaffee hat meiner hitzebedingten Mattigkeit erfolgreich entgegengewirkt und wir kommen bereits ans Ende unseres Gesprächs. Was bereitet Monica Sorgen, wenn sie an die Zukunft denkt? Die fortschreitende und spürbare Klimaerwärmung gebe ihr schon zu denken! Die Böden seien zurzeit furztrocken, da richte so ein leichter Sprühregen wie am Vormittag nicht viel aus. Es gebe zudem gar keine richtigen Winter mehr, der Winterfrost falle meist fast gänzlich aus. Auch die zahlreichen Kriege, die zurzeit herrschen, allen voran der Ukrainekrieg in Europa, treiben Monica innerlich um.

Ich danke Monica für den Kaffee und für ihre aufrichtigen Antworten und wünsche ihr weiterhin viele erfüllende Begegnungen bei ihrem kirchlichen Engagement!

Ulli Schelling


Aufruf: Lebst Du in Gütighausen und hättest Lust, in dieser Porträtserie mitzumachen? Dann melde Dich bei mir – gerne auch männliche Personen und Personen u40!

u.schelling@gmail.com, 078 828 43 10

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert