Die geplante Errichtung von Windrädern in unserer Region ist ein Thema, das viele Einwohnerinnen und Einwohner bewegt und bei vielen auf Ablehnung stösst.
Den Gegnern geht es nicht darum, Fortschritt oder Klimaschutz zu blockieren aus Eigennutz, sondern darum, kluge Entscheidungen zu treffen, die verhältnismässig sind in Bezug auf die Ziele, die man erreichen will.
Es geht um die massive Reduktion des globalen CO₂-Ausstosses bei gleichzeitiger Sicherstellung der Energieversorgung, dies möglichst im Einklang mit der Natur und auch ohne die Wirtschaft abzuwürgen, die das am Ende via Steuern bezahlt. Daher sind auch die Kosten ein zentraler Faktor.
Es ist bekannt, dass Windkraft in der Schweiz nur einen sehr kleinen Teil unseres Strombedarfs decken kann. Der Kollateralschaden an Natur, Umwelt und Mensch scheint daher unverhältnismässig gross.
In anderen Regionen und Ländern herrschen deutlich bessere Bedingungen und dort macht Windkraft auch Sinn. In den Kanaren beispielsweise entlang der Küste, mit konstantem Wind, gibt es zahlreiche niedrige Windräder, die sich inmitten der Industrie nahe Flughafen und Autobahn befinden. Viele Länder haben riesige, landwirtschaftlich genutzte Flächen mit praktisch keinen Einwohnenden und guten Windbedingungen.
Daher ist es fatal, in der Schweiz im Zusammenhang mit den Netto-Null-Zielen enorme politische Anstrengungen in den Ausbau von hochsubventionierter Windkraft zu stecken und nicht gleichzeitig die Option zu prüfen, die bestehenden Atomkraftwerke weiter zu betreiben und parallel den Bau neuer, sicherer und effizienterer Modelle zu evaluieren bzw. voranzutreiben. Auch bei der Wasserkraft gibt es noch Potenzial, das wohl nicht genutzt wird, weil sich durch die versprochenen Subventionen die Industrie auf die «neuen» erneuerbaren Energien wie Solar und Wind konzentriert. Sie garantieren Einnahmen ohne unternehmerisches Risiko. Subventionen in komplexen Umfeldern schaffen in den meisten Fällen Fehlanreize, die später oft teuer korrigiert werden müssen.
Dass es zu lange dauert, kann kein Argument sein. Es liegt am politischen Willen und diesen zeigt man nun offenbar bei den Windrädern. Warum also nicht auch bei Atomkraftwerken?
Auch dass die Bevölkerung bereits «Nein» gesagt hat, ist kein Argument. Damals gab es noch keine Netto-Null-Ziele in der Politik. Die Situation ist heute eine ganz andere, und das muss berücksichtigt werden, wenn es wirklich darum geht, den CO₂-Ausstoss auf Netto-Null zu reduzieren. Ohne den grössten Teil der Weltbevölkerung von der Chance abzuschneiden, ein annähernd gleiches Wohlstandsniveau zu erreichen, kommt man weltweit nicht um Atomkraftwerke herum. Genügend Energie ist Voraussetzung für Wohlstand. Auch hier könnte die Schweiz mit gutem Beispiel vorangehen.
Atomkraft wird weltweit und auch in vielen europäischen Ländern, darunter Frankreich, weiterhin ausgebaut. Diese Länder sichern damit ihre Stromversorgung, während sie gleichzeitig zur CO₂-Reduktion beitragen. Dieser Strom wird bereits heute europaweit gehandelt, und es ist absehbar, dass die Schweiz und Europa auch in Zukunft auf Importe und Exporte angewiesen sein werden, um eine stabile Stromversorgung zu gewährleisten. Das Argument der Unabhängigkeit ist unrealistisch und macht in einem so vernetzten Energiemarkt wie dem europäischen auch keinen Sinn. Wir sind ja auch keine Selbstversorger mehr.
In Anbetracht der geringen Ertragsmengen und der Tatsache, dass die Schweiz nur 0,1 Prozent des weltweiten CO₂-Ausstosses verursacht, darf man berechtigterweise hinterfragen, ob es wirklich sinnvoll ist, unsere Natur und Umwelt – die nicht nur für die Tierwelt, sondern insbesondere auch für uns Menschen zu den grössten Gütern unseres Wohlstandes zählen – zu opfern.
Wenn wir wirklich die Welt und das Klima schützen wollen, sollten wir unsere Prioritäten nicht lokal setzen, Windräder in die am dichtesten besiedelten Gebiete Europas stellen und glauben, dass wir durch solche Massnahmen als moralisches Vorbild dienen können. Der globale Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft wird Jahrzehnte dauern, und für viele Länder ist es derzeit nicht realistisch, drastische Klimamassnahmen wie Netto-Null umzusetzen. Sie haben dringlichere Probleme wie Armut, Wassermangel, lokalen Umweltschutz und fehlende Bildung, die gelöst werden müssen, bevor sie sich dem Klimaschutz widmen können. Ressourcen für Windräder in der dicht besiedelten, windarmen Schweiz sind aus dieser Perspektive absurd falsch eingesetzt. Es hat etwas von Ablasshandel.
Die Frage, ob Windkraft im Kanton Zürich wirklich die richtige Lösung ist, verdient eine sorgfältige Prüfung. Es ist weder egoistisch noch unehrlich, sich dafür einzusetzen, dass wir keine überstürzten Entscheidungen treffen und unsere kostbare Landschaft schützen. Anstatt ökonomisch und ökologisch im globalen Kontext wenig sinnvolle Massnahmen umzusetzen, um moralische Überlegenheit zu demonstrieren, sollten wir sicherstellen, dass unsere Entscheidungen langfristig tragfähig und global wirklich sinnvoll sind.
Andreas Graf, Unternehmer, parteilos