Werner Wegmann ist nun nach 90 Tagen Gemeindeschreiber ad interim im zweiten Monat als fix angestellter Gemeindeschreiber bei uns in der Gemeinde Thalheim an der Thur tätig. Wir von der Dorfposcht wollten wissen, wie er seine erste Zeit in unserer Gemeinde erlebt hat und wie er in die Zukunft blickt.
In der Dorfposcht vom Juli hat sich Werner Wegmann vorgestellt und seine Motivation sowie Freude am neuen Abenteuer hier als Gemeindeschreiber ad interim zum Ausdruck gebracht. So stand: «Jede Gemeinde hat ihren eigenen Charme und bringt ebenso eigene Herausforderungen mit sich, was meinen Beruf besonders spannend macht.» An diesen Satz anknüpfend begann unser Gespräch. Seither bekam er mehr Einblick und hat Erfahrungen gesammelt.
Was hat die Zeit als Springer von der jetzigen als fix angestellter Gemeindeschreiber unterschieden?
Als Springer ging es darum, zu schauen, dass der Betrieb in der Ausnahmesituation möglichst reibungslos weiterläuft. Es ging um ein Überbrücken und den Status quo halten, bis der neue Gemeindeschreiber oder neue Gemeindeschreiberin gefunden ist und seine/ihre Arbeit antreten kann.
Diese Zeit war turbulent und auch von Personalwechsel geprägt. Ich habe meine Kolleginnen und Kollegen stets als sehr hilfsbereit und kooperativ erlebt und die Verwaltung unserer Gemeinde als grundsätzlich gut strukturiert wahrgenommen. Für Anpassungen und Optimierung ist natürlich immer Raum, prioritär lag jedoch der Fokus darauf, das Tagesgeschäft erfolgreich zu meistern.
Als fest angestellter Gemeindeschreiber komme ich nun nicht nur der Verantwortung für das Tagesgeschäft nach, sondern übernehme auch die Aufgabe, verstärkt in die Zukunft zu blicken und im gemeinsamen Dialog Klarheit darüber zu schaffen, in welche Richtung wir uns entwickeln möchten.
Das heisst, es geht darum, nicht nur zu verwalten, sondern sich auch proaktiv einzubringen, um die Entwicklung der Gemeinde zum Wohle aller mitzugestalten. Dafür braucht es einen grösseren Einblick und Überblick, als wenn man als Springer tätig ist.
Was hat Sie bewogen sich für die Stelle als Gemeindeschreiber hier bei uns in Thalheim-Gütighausen zu bewerben?
Durch meine Tätigkeit als Springer hatte ich bereits einen guten Einblick in die Situation und wusste, worauf ich mich einlasse. Ich kannte die aktuellen «Baustellen» sowie Herausforderungen und sah auch das grosse Entwicklungspotential der Gemeinde. Ich wollte meine Erfahrung und Fähigkeiten einbringen, um etwas dazu beizutragen, dass sich mehr Stabilität und zukunftsorientiertes Miteinander etablieren können.
Unsere Gemeinde hat keine Verwaltung mit starren Strukturen, es geht darum, einige anstehende Prozesse und Projekte mitzubegleiten. Man kann und soll sich einbringen, es gibt Wachstumspotential und wir können miteinander etwas bewegen. Auch dies sprach mich an und so habe ich mich entschieden, mich wie alle anderen Mitbewerber offiziell für die offene Stelle zu bewerben.
In den Bewerbungsgesprächen wurde deutlich, dass die Vorstellungen zur Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat sowie die Zielrichtung, die eingeschlagen werden soll, übereinstimmen. So konnte man sich entscheiden, zusammen den weiteren Weg zu gehen. Denn dies empfinde ich als äusserst wichtig, für eine möglichst reibungslose und effiziente Zusammenarbeit zum Wohle aller.»
Was beinhaltet die Rolle des Gemeindeschreibers?
Ich verstehe mich als Bindeglied zwischen dem Gemeinderat und der Bevölkerung. Mein Ziel ist es, das Verständnis der Bürger für die Gemeinde zu fördern und so das Vertrauen in die Gemeinde sowie in die Verwaltung zu stärken. Es geht darum, auf sachlicher Ebene miteinander zu kommunizieren und gemeinsam praktikable Lösungswege zu entwickeln.
Für mich steht immer die Gemeinde im Zentrum. Bei verschiedenen Interessen und Erwartungen, besteht die Herausforderung darin, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Und dies sollte aus meiner Sicht das langfristige Wohl der Gemeinde als Ganzes sein. Dazu kann man zusammen Themen aus der Vergangenheit anschauen und daraus lernen, um konstruktiv in die Zukunft zu gehen. Dafür ist es wichtig, dass alle Beteiligten zusammen an einem Strang ziehen. Schuldzuweisungen aus der Vergangenheit helfen uns nicht weiter. Das Ziel ist ein klarer, gemeinsamer Blick in die Zukunft.
Was sind ein paar zentrale Themen der nahen Zukunft?
In der Verwaltung sind unter anderem die Stabilisierung des Personalwesens, die Digitalisierung, sowie die Optimierung der Organisation und der Strukturen Themen, die gemeinsam angegangen werden. Auf der Gemeindeebene sind es vor allem ein Stabilisieren des Finanzhaushaltes sowie ein klarer, umsetzbarer Plan für die Unterhaltsaufgaben als Pflichtfeld der Gemeinde. Hier braucht es einen Plan für Finanzierung und Umsetzung, der Sinn macht, nachvollziehbar ist und vor allem auch umgesetzt werden kann. Darum bin ich bedacht.
Wie sieht es mit dem Thema «Flurstrassen» aus?
Dieses «Problemfeld» wird bearbeitet. Die Problematik ist, dass lange nicht genug Unterhalt stattgefunden hat, und um dies aufzuholen braucht es die nötigen Finanzen.
Die Schwierigkeit beim Budget ist, dass es eine komplexe Materie ist, die den Bürgern verständlich übermittelt werden muss. Viele wissen nicht, dass der Gemeinderat auf 80 Prozent des Budgets keinen Einfluss hat.
Auch gibt es viele Anfragen, denen wir gerne nachkommen würden, aber wenn die Finanzierung durch die Einnahmen der Gemeinde, sprich Steuern, nicht einmal den laufenden Finanzbedarf decken, sind uns schlicht die Hände gebunden. Da brauchen wir gerade im Hinblick auf die Budgetversammlung die Umsicht der Bevölkerung, das Wohl aller an erster Stelle zu setzen und dies auch mitzutragen.
Was möchtest du zum Abschluss des Gespräches noch mitteilen?
Die ersten 90 Tage waren sehr intensiv. Die Übergangsphase war etwas unruhig und darauf folgte ein weiteres Hereinwachsen in die neue Rolle. Für mich ist es wichtig, eine gute Verwaltung aufzubauen, die für die Leute da ist. Jede und jeder soll mit seinen Anliegen und Fragen offen auf uns zukommen können und eine sachliche, freundliche sowie fachlich fundierte Antwort erhalten. Ich nehme Anliegen ernst und möchte ihnen, soweit es mir möglich ist, nachkommen. Zumindest aber Klarheit und Transparenz schaffen, warum was gegebenenfalls nicht, noch nicht oder so nicht möglich ist. Auch ist es mir wichtig, dass die Zuständigkeiten klar sind und wir dienstleistungsorientiert arbeiten. Eine Kommunikation auf Augenhöhe ist mir wichtig.
Ich schaue zuversichtlich in die Zukunft und freue mich weiterhin auf viele Begegnungen mit den Einwohnerinnen und Einwohnern.
Sas