Freiwilliger Helfer in Ahrweiler an der Ahr für die Flutopfer

Am Sonntag, 7. November frühmorgens ging mein Helfereinsatz in Ahrweiler los. Nachdem die gespendeten Äpfel, Kartoffeln und das Gemüse verstaut waren, blieb gerade noch Platz, um das Nötigste an Bekleidung zuzuladen.

Freiwillige Spenden

Nach einem kurzen Halt in Stammheim, wo ich noch frischen Süssmost dazu packte, ging es weiter über die Grenze nach Deutschland. Gute viereinhalb Stunden oder 497 km später traf ich in der Stadt Ahrweiler an der Ahr ein. Ich suchte mir einen Weg durch das Wirrwar an Umleitungen und ausgebrochenen Strassen und fand nach einigem Nachfragen das Helferzelt der AHRche.

Nach kurzer, aber überaus herzlicher Begrüssung, und einigen Witzen über die Schweizer, bezog ich meine einfache Kammer im Kloster Calvarienberg. Kurze Zeit später stand mein erster Einsatz im Versorgungszelt an. Die Versorgung von ca. 200 bis 250 Einheimischen, die immer noch keine Möglichkeiten zum Kochen haben, zu heizen, oder keinen Strom haben.

Ich bediente die Schöpfstation, machte den Abwasch, und zum Schluss gab es noch ein Bier oder ein Glas Ahrwein. Müde, aber stolz fiel ich abends in meinen Schlafsack, wo es mir auch wieder wärmer wurde.

Tags darauf hielt ich die Schicht im Versorgungsladen. Mit einem Berechtigungsschein können dort die Einwohner*innen gespendete Güter wie, Nudeln, Reis, Mehl, Toilettenpapier, Wärmflaschen und Hygieneartikel gratis beziehen. Leider ist dieser Berechtigungsschein nötig, da es immer wieder vorkommt, dass fremde Leute von weit ausserhalb des Flutgebietes Spenden erschleichen.

Abends ging es wieder zur Essenaus­gabe und dem Abwasch. In der Zeit zwischen den Schichten machte ich mir ein Bild der Aufräumarbeiten im Städtchen. Ahrweiler hat eine zauberhafte Altstadt, die ähnlich wie Stein am Rhein ist. Der alte Kern des Städtchens würde zum Flanieren und Bummeln einladen, wenn da die Schäden nicht zu sehen wären.

Wenn man die Gässchen und Strassen erkundet, ermahnen die Wasser- und Matschränder an den Hauswänden, dass man im Juli in den Fluten ertrunken wäre.

Alle Häuser wurden in den Erdgeschossen völlig überflutet. In den Erdgeschoss- Wohnungen steht alles leer, das meiste ist von Unrat und Schlamm gesäubert. Die Trockner brummen im ganzen Ort, aber bewohnbar wird dies noch lange nicht sein. In den meisten Wohnungen und Häusern, hat es meist nur ein Zimmer, das mit einer provisorischen EinRaum-Kleinheizung (meist Luft-Wasser-Wärmepumpen) ausgestattet ist. Bad und Dusche wird von den meisten im Camp der ARCHe benutzt, da zu Hause weder Warmwasser noch die Heizung funktioniert. Die AHRche e.V. hat mit der finanziellen Hilfe von Freiwilligen Einraumheizungen (bis 15 m²) ermöglicht.

Alle sind immer noch mit grossem Elan am Helfen, obwohl dies Menschen sind, die selbst noch sehr von den Flutfolgen betroffen sind.

Versorgungszelt AHRche

Immer wieder ergaben sich herzliche Gespräche mit den Einwohner*innen und Helfer*innen. Teilweise erzählten sie sehr erschütternde Berichte – Tochter und Enkel haben in der Nacht die Flut auf dem Dach des Hauses ausgeharrt. Der Franz, der in den Fluten seine Frau und Tochter samt Haus verloren hat und im Auto lebt. Enkelkinder, die seit der Flut in Folge des Traumas nicht mehr sprechen. Campinggäste, die machtlos mit ansehen mussten, wie mehrere der vorne stehenden Camper und Wohnwagen von den Fluten wie Gummiboote ­davongetragen wurden. Bewohner*innen, die mitansehen mussten, wie die Nachbarn im tiefer gelegenen Haus gegenüber um Hilfe geschrien haben und ertranken. Die alte Dame, deren verstorbener Mann samt Sarg vom Friedhof trieb, und viele die gerannt sind – einfach nur gerannt – in die höher gelegenen Weinberge …

Diese Gespräche berührten mich sehr, da die Bürger*innen trotz diesen widrigen Umständen nicht aufgeben.

Viele der Einwohner*innen danken dir so herzlich für deine Hilfe, umarmen dich für kleine Sachen, die du für sie tust, und den Gedanken ans Aufhören lässt man nicht aufsteigen.

Ich durfte viele bemerkenswerte Menschen kennenlernen und freue mich, wenn ich meinen nächsten Einsatz im neuen Jahr antreten darf.

Claudia Alder- Wegmann,
ehemalige Wirtin Restaurant
Kreuzstrasse in Altikon


Da es immer noch an vielem fehlt, seien folgende Spendenkonten, die direkt Hilfe vor Ort anbieten, erwähnt:

AHRche e.V. Verein für Katastrophenhilfe und Wiederaufbau, Kalvarienbergstrasse 1
53474 Ahrweiler
info@die-arche.de

Spenden-Kto: DE44 5776 1591 1728 0416 00

Volksbank RheinAhrEifel
Baustoff Zelt Kaiser – Walporzheim
Ahruferstrasse 27a
53474 Bad Neuenahr/ Ahrweiler

0049 1514 627 4945 (Baustoffe aller Art)

dachzeltnomaden.com

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