Manchmal zeigt sich das Leben verzwickt. Ist die eine Krise überstanden, und ich bin sicher «es kann nichts schlimmeres mehr folgen …», da kommt die nächste und reisst mich buchstäblich aus den Socken.
Unser Jahr 2020 hat bereits sehr stürmisch begonnen, mit Lehrpersonenwechsel und unruhigen, aufwühlenden Momenten, vor allem in der 5./6. Klasse. Kaum hatte sich das beruhigt und die Kinder und Lehrpersonen waren etwas zur Ruhe gekommen, schlug die Pandemie zu. Unerwartet und in aller Härte – von einem Tag zum anderen, mussten wir unser Leben umkrempeln. Am 16. März 2020 wurden alle Schulen für 8 Wochen geschlossen und weitere 4 Wochen nur eingeschränkt betrieben.
In kürzester Zeit musste vom Kindergarten bis zur 6. Klasse ein Fernunterricht aufgegleist werden. Es mussten neue digitale Kanäle aufgeschaltet sowie Abmachungen bezüglich Unterstützung der Kinder im Fernunterricht getroffen werden. Der Austausch der Lehrer unter Wahrung der neuen Abstandsregeln wurde definiert. Mit Hilfe der Eltern, die sich sehr engagiert zeigten und ihre Kinder in der Zeit des Fernunterrichts sehr gut unterstützt haben wurde v.a. auch im digitalen Bereich neues ausprobiert und sehr viel erreicht. Der Kontakt zu den Kindern und Eltern ist in dieser Zeit nie abgebrochen und so haben wir alle gemeinsam dieses Neuland erkundet und für uns entdeckt.
Auch im Hintergrund hat die Pandemie sehr viel an zusätzlicher Arbeit beschert. Gleich mit Lockdown im März hat die Schulpflege ein Kriesenteam bestimmt. Dieses konnte schnell und effizient agieren und traf sich zu Beginn fast täglich, um alle nötigen Vorkehrungen für einen geordneten Schulbetrieb zu treffen – für den Fernunterricht oder den reduzierten bzw. nach Wiederaufnahme den vollständigen Präsenzunterricht. Schutzkonzepte mussten entwickelt, erarbeitet und laufend angepasst werden. Schutzmaterial musste bereitgestellt, pragmatische Lösungen für kleinere und grösserer Probleme gesucht werden. Der einberufene Krisenstab konnte schnell, effizient und Dank der Hilfe und Unterstützung aller, ihre Arbeiten erledigen.
Das Schuljahr 19/20 ging dann auch als strenges und herausforderndes Jahr mit einem doch noch durchgeführten Schulschlusstag im Schulhaus zu Ende. Auf einiges mussten Kinder und Lehrpersonen in diesem Schuljahr verzichten: das Klassenlager der 5./6. Klasse, Schulreisen, Projektwoche und Sporttag konnten nicht stattfinden, Weiterbildungen und Weiterarbeit an Schulentwicklungsthemen mussten weitgehend auf Eis gelegt werden. Schade und sehr auf die Moral drückend war sicher, dass gemütliches unbeschwertes Beisammensein in gewohnter Form auf einen Schlag nicht mehr möglich war.
Sommerferien: auch wenn es ruhiger wurde im Schulhaus, hinter den Kulissen wurde fleissig gearbeitet. Die Liegenschaft musste vom Moment des Lockdown an unter massiv erhöhtem Hygienevorgaben gewartet werden. Unser Hausdienst wurde in der ersten Phase tatkräftig durch eine externe Firma bis zu den Sommerferien unterstützt. Die Schutzkonzepte mussten auch für die Vermietung an unsere Vereine und Organisationen angepasst werden. Wir versuchten zu jeder Zeit mit pragmatischen Lösungen allen die Nutzung weiterhin zu ermöglichen. Leider haben die Bestimmungen des BAG und auch des Kantons dies in wenigen Fällen schlussendlich verunmöglicht.
Ein neues Schuljahr begann im August. Die Situation rund um die Pandemie schien soweit gebannt, dass wir planen durften und die Schule kurz vor den Herbstferien ihre Projektwoche doch noch durchführen konnte. Mit dem Thema «Rund» wurden Kränze geflochten, Traumfänger gestaltet, Baumstämme mit Tongesichtern verschönert, neue Spiele entdeckt, die Schlattwald-Eiche erkundet, Paracord-Armbänder geflochten, Dot-Painting oder Jonglieren erlernt. Ausserdem kam die Kultur- und Musikgruppe Ssassa Schnabelwetzer nach Thalheim und entführte mit ihren Klängen, Trommelfeuern und Tänzen die Kinder in ferne Länder und deren Lied- und Kulturgut. Eine runde Sache! – natürlich hätte ein Abschlusskonzert nicht fehlen dürfen. Leider fiel es jedoch den Bestimmungen des Kantons und des BAG zum Opfer, was natürlich schade war, aber im Nachhinein sind wir unendlich froh, konnte die Projektwoche überhaupt durchgeführt werden. Bereits nach den Herbstferien ging es weiter mit neuen Einschränkungen. Auch in der Schule hiess es jetzt noch mehr auf die Abstände und die allgemeine Maskentragpflicht zu achten, ausgeweitet auf das gesamte Areal – drinnen wie draussen.
Die Schulzimmer sind ausgerüstet mit viel Hilfsmaterial, welches den Lehrpersonen ermöglichen soll, möglichst risikoarm den Unterricht zu erteilen. Sie alle machen dies sehr gewissenhaft und nutzen die vielen Möglichkeiten, sich selber und andere zu schützen. Spezielle Abfalleimer, Flüssigseife – Papierhandtücher, Handdesinfektion für Erwachsene, Flächendesinfektion, Gerätedesinfektionstücher, Plexiglasscheiben, Mundnasenschutzmasken für Erwachsene wie auch für Kinder, Hygienestationen und mehr wurden durch den Krisenstab vorgesehen und bereitgestellt. Wir alle haben mit Sorge auf die steigenden Infektionszahlen geschaut. Was da noch alles auf uns und die Schüler zukommen wird – seit März schien uns alles möglich zu sein, nichts erstaunte uns mehr. Auch machte ich mir Sorgen um unsere Mitarbeiter: der Druck gesund zu bleiben, niemanden anzustecken, die Schüler an die Abstände immer wieder zu erinnern, das eigene Leben soweit einzuschränken, dass wir den geordneten Unterricht gewährleisten können. Die immer wieder neu angepassten Massnahmen und Regeln können doch sehr verwirrend, belastend und gleichzeitig auf die Moral drückend wirken, die eigenen Ängste dürfen wir nicht vergessen – die psychische Gesundheit aller unserer Mitarbeiter liegt uns sehr am Herzen. Umso mehr ist das Verantwortungsbewusstsein unserer Mitarbeiter*innen eine unglaublich mutmachende Komponente und beruhigt ein klein wenig.
Viele Ereignisse, die als Höhepunkt im Schuljahr gelten, mussten wegen der Pandemie abgesagt werden. Der Räbeliechtli-Umzug viel ins Wasser, und auch das allseits beliebte Schulsilvesterfest durfte wegen kantonalen Vorschriften nicht durchgeführt werden.
So ging das Jahr 2020 zu Ende, doch bereits musste der Krisenstab die nächsten Einschränkungen und Vorgaben bzw. Massnahmen des BAG zur Kenntnis nehmen und sich während den Weihnachtsferien austauschen. Mit hoher Flexibilität und zeitnah müssen die Massnahmen umgesetzt und zur Anwendung kommen.
Für die Erstellung und die jeweiligen Anpassungen des sehr aufwändigen Schutzkonzepts wurden viele Stunden investiert. Es wird laufend angepasst und die aktuell geltende Version findet sich jeweils auf der Webseite der Schule. Das wichtigste für uns ist und bleibt der Schutz aller uns anvertrauten Personen, verbunden mit einem möglichst stressfreien, motivierten, nachhaltigen, achtsamen Unterricht.
Digitale Transformation
Können wir auch positive Aspekte aus der ganzen Pandemie-Situation in der Schule sehen?
Da der Lockdown sehr früh im Jahr erfolgt ist, konnte unser Budget für 2021 soweit angepasst werden, dass wir vor allem der digitalen Transformation, unserem Projekt «Digizug», einen massiven Vorschub leisten können. Was wir grundsätzlich bereits geplant hatten, wurde nun zeitlich so verschoben, dass bereits nach den Sommerferien 2020 die ersten iPads bei den Lehrpersonen zur Anwendung kamen. Vor den Weihnachtsferien wurden dann bereits Klassensätze an Geräten bestellt und nun im 2021 wird weiter die pädagogische Grundlage geschaffen, um die Digitalisierung im Unterricht sinnvoll anwenden zu können.
Die Erfahrungen aus dem Fernunterricht sind direkt in das Pädagogische IT-Konzept, welches noch mitten in der Entstehung, ist miteingeflossen und haben uns bestärkt, motiviert den gesellschaftlichen Anforderungen und dem digitalen Verständnis Rechnung zu tragen. Vieles will neu überarbeitet und neu angedacht werden. Hier gilt es Schritt zu halten, einerseits mit der Gesellschaft, aber eben auch mit den Schülern, welche zum Teil schon ein ausgeprägtes Wissen mitbringen. Dies heisst es nun in die richtigen Bahnen zu leiten, um auch den neuen LP21 mit den erweiterten Kompetenzbereichen in Medien und Informatik zu erfüllen. Es ist spannend, wie wir durch den Lockdown einen motivierten Sprung mitten ins digitale Unterrichts-Zeitalter so schnell vollbringen konnten. Dies brauchte viel Arbeit und viel Engagement neben der gesamten Schulentwicklungsarbeit und Unterrichtsvorbereitung. Wir alle sind dafür bereit und können so garantieren, dass die digitale Transformation nicht vor den Toren einer Landschule halt macht.
Danke den Lehrpersonen, Behörden, Schülern, Eltern und weiterem Schulpersonal für euer motiviertes Mitarbeiten und Mittragen.
Danke den vielen Vereinen, Organisationen und Privaten als Nutzer der Schulanlage, welche sich ausgesprochen kooperativ und jederzeit aufmerksam und verständnisvoll gezeigt haben.
Ich hoffe auf möglichst wenig weitere Einschränkungen für den Schulbetrieb und alle Beteiligten.
Bliibed Sie xsund!
Cornelia Schumacher,
Präsidium Primarschulpflege
Thalheim an der Thur