Der «Pschuuri» ist ein wichtiger Bestandteil des Fasnachtsbrauches und in Splügen, dem Hauptort des Rheinwaldes im Kanton Graubünden noch in alter Form lebendig.
«Pschuuri» bedeutet im Walserdeutsch soviel wie «Schwärzung» und ist ebenso unter den Namen «Bschuri», «Bschürälä», und «Pschuurimittwucha» bekannt. Es sind Ausdrücke, die man in vielen Walsergebieten Graubündens heute noch antrifft.
Mit dem Brauch ist das Schwärzen mit Russ von nicht verheirateten Frauen und Jugendlichen gemeint.
Im Hintergrund des althergebrachten Brauches steht womöglich ein archaisches heidnisches Fruchtbarkeitsritual, das die heiratsfähige Jugend aneinanderbinden soll. Die Brauchelemente sind der Lärm, das Betteln, das Schwärzen und die Masken.
Organisiert und zelebriert wird der «Pschuuri» von der Jungmannschaft (Vereinigung der Jugend im Lebensabschnitt zwischen dem Schulabgang und der Eheschlies-sung).
Am Vormittag des Aschermittwochs ziehen die kostümierten Vorschulkinder mit umgehängten «Tschifferli» (Tragkörben) als «Pschuuribättler» in Gruppen von Haus zu Haus und bitten mit dem Spruch «Pschuuri, Pschuuri Mittwuchä, äs Eischi oder äs Meitschi» um Gaben, die sie in Form von Süssigkeiten erhalten.
Am Nachmittag schleichen die Burschen die sogenannten «Pschuurirolli», in alten Kleidern und in Felle gehüllt im Dorf umher. Sie lärmen mit um die Hüften gebunden Schellen die sie beim Herannahen kenntlich machen und den «Opfern» Gelegenheit zur Flucht geben. Dazu tragen sie ein Säcklein mit der gefürchteten Schmiere aus Kohle und Fett mit sich. Die Rezeptur, nach der die schwarze Aschenmasse angemacht wird, ist ein gut gehütetes Geheimnis, das nur eine kleine eingeweihte Gruppe kennt. Die Pschuurirolli versuchen Kinder, Mädchen und ledige Frauen, die sich zunächst verstecken, zu fangen und das Gesicht mit Asche oder der Schmiere zu schwärzen.
Bis zum Sonnenuntergang muss die Schwärzung vollzogen und alle Opfer «pschuuret» (geschwärzt) sein.
Am Abend endet das Gegeneinander der Geschlechter, und es bilden sich Paare, «Männli» und «Wibli». Die Paare sind als Bettler verkleidete Burschen, die mit einem Korb in den Dörfern Einlass in die Häuser suchen, um Eier zu erbetteln. «Männli und Wibli» bleiben bei den Besuchen in den Häusern der Dorfbewohner solange maskiert und verstellen die Stimme, bis der Hausherr die Jugendlichen erkennt. Oft kommt es vor, dass das Bettelpaar unerkannt in der Dunkelheit, mit der gemachten Beute wieder verschwindet.
Dabei laden die Burschen die Mädchen zum abendlichen Festessen ein. In einer Hotelküche wird Eiersalat und das traditionelle Getränk «Resimäda» (Wein vermischt mit Eiern und weiteren Zutaten) für den Schmaus zubereitet, der nach Mitternacht beginnt. Am Fest in einem alten Stall können alle teilnehmen.
dg
Quellen:
www.lebendige-traditionen.ch
www.graubuenden.ch
www.walser-alps.eu
de.wikipedia.org