Editorial

Editorial der Ausgabe 117 vom 27. Mai 2011

Liebi Läserinne und Läser

Ab de nächschte Dorfposcht wird alles anders! Vo jetzt a gits eus nur no in Mundart. Mir wärdet wohl no diskutiere müesse i welem Dialäkt mir schriibed, aber eis isch sicher, s Nachgedacht wird in Baasel-Ditsch gschriibä!

Däzue wird d Dorfposcht als Pflichtlektüre im Chindergarte iigfüert.

Nein, ich sass nicht zu lange in der Sonne und habe auch nicht zu tief ins Glas geschaut, aber das Thema Hochdeutsch im Kindergarten geisterte lange in meinem Kopf herum.

Was soll dass? Ich bin der Meinung unsere Kinder sollen möglichst natürlich aufwachsen. Dazu gehört neben dem Dreckessen im Sandhaufen auch unsere Hauptlandessprache im Kindergarten.

Die Kinder werden noch früh genug mit anderen Sprachen konfrontiert und zu Akademikern getrimmt, die bei Interviews nur noch Standardsätzen rauslassen können, welche auf mögliche Stolpersteine durch Experten gefilter und geformt wurden. Verstehen tut es dann niemand mehr wirklich, weil die Aussagen, die heute gemacht werden, nicht wirklich einen Inhalt haben und auch meistens nicht auf die Frage antworten.

Doch nun zurück zur Sprache im Kindergarten. Da wird argumentiert, dass es um die Integration der Kinder geht. Um welche? Sollen unsere Kinder in die globale Welt integriert werden – dann sollten wir Extrem-Früh-Englisch einführen oder besser noch Chinesisch – oder sollen die fremdsprachigen Kinder in unsere «Welt» integriert werden.

Es ist doch bekannt, dass, vor allem Kinder, die Sprache und andere Dinge extrem schnell aufnehmen und sich anpassen können. Das haben schon die Secondos aus früheren Jahren bewiesen. Da merkt man höchstens, dass sie ihre ehemalige Landessprache nicht mehr richtig beherrschen. Dies hört man, wenn zwischen den Wörtern in ihrer Muttersprache (warum eigentlich nicht Vatersprache?) immer wieder schweizerdeutsche Wörter auftauchen, weil sie einfach das Wort in ihrer Sprache nicht mehr kenne.

Ich kenne einige Kinder, welche mehrsprachig aufwuchsen und diese haben es bewiesen, dass es kein Zwangshochdeutsch braucht. Zürcher werden schnell zu Berner oder Kinder aus zweisprachigen Ehen, gehen völlig natürlich mit dem Wechseln der Sprache um.

Wenn Geschichten oder Texte in Hochdeutsch den Unterricht unterstützen, ist auch die Intuition der Lehrerin gefragt, ob es Sinn macht. Also lasst die Kinder auch das sein, was sie sind: Kinder!

Erich Bucher

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