Der Schwarzspecht ist vom Schweizer Vogelschutz SVS zum Vogel des Jahres 2011 erkoren worden. Gleichzeitig mit der Wahl zum Vogel des Jahres lanciert der Schweizer Vogelschutz SVS die neue fünfjährige Kampagne «Biodiversität – Vielfalt im Wald».
Der Zimmermann des Waldes
Der Schwarzspecht zimmert seine Schlaf- und Bruthöhlen in mindestens vierzig Zentimeter dicke, alte Bäume, bevorzugt in Buchen oder Tannen. Nur alle drei bis sieben Jahre baut er eine neue Höhle. Alte Höhlen werden aber bis zu dreissig Jahre genutzt und wieder ausgebessert. Verlassene Spechthöhlen dienen mehr als sechzig weiteren Tierarten als Wohnhöhlen, zum Beispiel dem Baummarder, Fledermäusen, dem seltenen Raufusskauz, Hornissen oder Käfern. Deshalb ist es wichtig, dass Höhlenbäume stehen bleiben.
Dank einer speziellen Aufhängung seines Hirnes im Schädel bekommt der Schwarzspecht beim Hämmern der Höhlen kein Kopfweh. Anhand der Resonanz beim Abklopfen eines Baumes merkt der Specht, wo es Buchen oder Tannen mit faulen Stellen hat, auch wenn den Bäumen von aussen noch nichts anzusehen ist. Schwarzspechte sind Einzelgänger. Männchen und Weibchen haben eigene Schlafhöhlen und nutzen nur während der Brutzeit eine gemeinsame Höhle für die Aufzucht der drei bis fünf Jungen. Die Eier legt das Weibchen Mitte April. Bebrütet werden sie tagsüber von beiden Altvögeln, in der Nacht aber nur vom Vater! Die Jungen schlüpfen nach 13 Tagen und fliegen nach vier Wochen aus.
Dicke Bäume und viel Totholz sind auf der ganzen Waldfläche nötig Schwarzspechte beanspruchen ein sehr grosses Revier von 400 bis 800 Hektaren Grösse. In diesem müssen sie neben genügend alten, dicken Höhlenbäumen auch viel Totholz vorfinden. Aus diesem stochert der Schwarzspecht Ameisen und Käfer sowie deren Larven und zieht sie mit seiner langen, mit Widerhäkchen versehenen Zunge aus den Gängen im Holz.Es muss auch bei einer stärkeren Nutzung von Holz gewährleistet sein, dass alte Bäume und Totholz auf der ganzen Waldfläche gleichmässig verteilt vorkommen – und dies nicht nur in Waldreservaten. Bei rund 450 Bäumen pro Hektare in den Schweizer Wäldern sind mindestens zehn dicke Bäume und über zwanzig Kubikmeter Totholz nötig, um Schwarzspechte oder andere Spechtarten wie den Weissrückenspecht und deren Nahrungsgrundlage zu erhalten.
Biodiversitätskampagne – «Vielfalt im Wald»
Der Schweizer Vogelschutz SVS startet im Jahr des Waldes 2011 seine neue fünfjährige Waldkampagne. In Zusammenarbeit mit Förstern und Waldbesitzern möchte er die Bedeutung des Waldes für die Biodiversität aufzeigen. In rund 120 Waldtypen leben über 20’000 Pflanzen, Tiere, Pilze, Flechten, Moose und Kleinstlebewesen. Viele von ihnen benötigen mehr Licht im Wald, viel Totholz, dicke, alte Bäume und gesunde Waldböden. Der Schweizer Vogelschutz SVS ruft dazu auf, Höhlenbäume stehen zu lassen, da sie neben den Spechten rund sechzig anderen Tierarten Lebensraum bieten.
Fide Meyer, Feldi (Präsidentin NVV Altikon)
Kontakt: fide.meyer@gmx.ch oder Tel. 052 336 10 76