Nach den offiziellen Festtagen habe ich im Lauf des Januars nochmals ein Festessen erlebt. Allerdings nur optisch. Mit der Erzählung «Babettes Fest» der dänischen Schriftstellerin Tania Blixen. Diese Geschichte ist zu meiner grossen Überraschung vor einiger Zeit sogar verfilmt worden. Und Ueli Landolt, welcher in Kleinandelfingen im Friedaukeller* ein spannendes Kulturprogramm und immer wieder spezielle Filme zeigt, hat diesen bescheidenen, aber rundum schönen Film gefunden und vorgeführt. Und da sass ich also im kerzenbeleuchteten Friedaukeller und versank völlig in Babettes Geschichte.
Zuerst geht es um zwei junge Mädchen, die in einem kargen Dorf aufwachsen. Ihr Vater ist Pfarrer einer kleinen, streng christlichen Gemeinde. Die Mädchen erleben zwar beide so etwas wie einen Flirt, aber keine richtige Liebesgeschichte. Sie bleiben daheim und werden das, was man «alte Jungfern» nennt und tun ihr Lebtag lang nur Gutes. Eines Tages erscheint eine ebenfalls sehr hübsche Frau bei ihnen: Babette. Einer der beiden verhinderten Liebhaber der Schwestern hat sie hergeschickt aus Frankreich, wo Krieg und Armut herrscht. Babette kommt von Paris und bittet um Unterschlupf. Sie könne arbeiten, müsse nichts verdienen, wolle nur hier bleiben. Das darf sie. Sie übernimmt nach und nach den ganzen Haushalt. Das einzige, was sie mit Paris noch verbindet, ist ein Lotterielos. Und da kommt eines Tages die Nachricht, dass sie das grosse Los gewonnen hat: 10‘000 Francs. Das war unendlich viel Geld damals. Da der 100. Geburtstag des Vaters der Schwestern und früheren Pfarrers ansteht, bittet sie darum, dass sie das Festessen zu diesem Anlass ausrichten darf nach ihrem Gusto. In der Folge kommen die wundersamsten Esswaren und Weinflaschen an. Es gibt ein grosses mehrgängiges Mahl mit Speisen, welche die Leute dort im armen Dorf noch nie gegessen hatten. Die Schwestern gehen davon aus, dass ihre Köchin nach dem Fest mit ihrem gewonnenen Geld zurück fährt nach Frankreich. Doch sie erklärt, das gehe nicht. Sie habe kein Geld mehr, sie habe alles für das grosse Essen ausgegeben. Das habe sie nicht einfach für die Gemeinde getan, sondern auch, um sich selbst eine Freude zu machen. Schon lange habe sie nicht mehr so kochen können. Es wird klar: Früher war sie die berühmteste Köchin im bekanntesten Restaurant von Paris…
Eben: wer andern eine Freude macht, macht auch sich selbst eine Freude.
Das sagt auch meine Bekannte Vreni, die auf Weihnachten zwei Esel verschenkt hat. Sie bezahlte den nötigen Betrag an eine wohltätige Organisation, welche mit dem Geld in einem armen afrikanischen Land je einer Familie einen Esel zur Verfügung stellte. Vreni hat sich vor allem gefreut, weil sie selbst soooo gerne zwei Esel hätte, diese aber in ihrer Stube keinen Platz finden.
Ursy Trösch
* Informationen über das Programm im Friedaukeller Kleinandelfingen findet man auf der Website www.kultur-friedaukeller.ch