Rückblick auf die Seniorenferien

Wir kennen uns. Es sind kaum neue Gesichter dabei. Einzelne, gerne wieder gesehene, fehlen. So ist das. Wir, die noch da sind, freuen uns, unterdessen auch wieder älter geworden, auf die kommende Woche auf Flüeli-Ranft, dem Wirkungskreis von Niklaus von der Flüe. Das freundliche Jugendstil Hotel grüsst uns als willkommene Gäste.


Wir erwartungsvollen Gemüter wollen auftanken. Das tut gut. Die abwechslungsreiche Fahrt vom noch ländlichen Zürcher Weinland durch die überbauten, überforderten, «überentwickelten», als Landschaft für immer verloren gegangenen, so genannten Agglomerationen, bringt uns, dank computergefüttertem, satellitengesteuertem Navigationsgerät und dem trotzdem noch vorhandenen Spürsinn des angenehmen Fahrers, mitten in die erhoffte Zone von Ruhe, Erlebnis und Erholung.


«Ein gar so eigen Frühlingslied …» Siebzig Jahre mögen seither vergangen sein, seit ich dieses lebensfrohe Lied in Turnerkreisen das erste Mal singen hörte. Und wahrhaftig, der Gehalt dieser wohltuenden Melodie, die gern wieder erwachen würde, empfängt uns am Ferienort ob dem Sarnersee. Flüeli-Ranft, das uns Bruder Klaus und die Tagsatzung von Stans in Erinnerung ruft, strahlt wirklich Zuversicht aus. Jetzt, wo wir da sind, ist kaum etwas von Hektik zu spüren. Die Bergbauern ernten zwar, weitgehend eindrücklich neuzeitlich eingerichtet, das erste, junge, eiweissreiche Futter. Im Alleingang und kurzfristig. Ein paar Kühe und Rinder, die ihr Menue auf der Weide selber zusammenstellen, beleben die mühsame, ghögerige, sauber gerechte Landschaft. Diese Art zu leben, wird wohl bald – der Sommer steht vor der Türe – durch erlebnishungerige, im Vorbeiweg hurtig herein schauende Touristen nervöser beeinflusst. Eine Oase ist sie dennoch. Auch, oder gar für unsere, mitten in katholischem Zentrum wandernde, der reformierten Landeskirche angehörige Seniorengruppe. Manches ist unsicher erfassbar. Und doch irgendwie da. Und Bruder Klaus hätte noch allerhand zu tun in Sachen gegenseitigem Aufeinanderzugehen.


Da bleibt der makellose Frühling. Er trägt seinen wesentlichen Teil zum allgemeinen Wohlbefinden bei. Die Wanderlust, dieses praktische Erleben von Lebenslust, packt auch die mit Stöcken walkig ausgerüsteten Thurtaler. Sie wechseln zwar auf dem Rückweg amig von «Ein gar so eigen Frühlingslied» zum «Hüahoo du alter Schimmel, hüahoo» und wiederspiegeln damit die gewachsene Distanz zwischen Lust am Tun und noch möglicher Leistung. Diese Wirkung ist augenfällig sichtbar, gar sehenswert, der Feierabend verdient. Die Müdigkeit garantiert den erwünschten, geruhsamen Schlaf.


Der wieder frische morgendliche Blick aus dem Fenster, bestätigt jeden Tag dieser Woche: Der Frühling lässt uns nicht mehr los. Wir sind unterwegs. Zu Fuss. Mit dem Schiff. Mit dem Postauto. Mit der Bergbahn. Die phantastische Weitsicht auf dem Stanserhorn (1900 m) lässt keinen Wunsch offen: Der Säntis, der Glärnisch, der Tödi, das Schreckhorn, Eiger, Mönch, Jungfrau, Blüemlisalp …, alle sind da, greifbar nah und neu schneebedeckt. Beeindruckend rundum. Auch beim Suppen schlürfen im neuen Drehrestaurant.


Am Abend freut uns der bildhafte Rückblick unseres Gastes, Pfarrer Daniel Morand, mit überraschenden Einblicken in die letztjährigen Badeferien in Andeer. Die Leichtigkeit im Wasser. Die Beweglichkeit. Die umfangreichen Silhouetten uns ungewohnten Horizonte. Diese Zusammenfassung wirkt erheiternd und nachdenklich zugleich. Als Gegenüberstellung beeindruckt und Daniels interessanter Film seiner Abendteuerreise durch die Wüsten Ägyptens. Als Erlebnisgemeinschaft in der Gruppe. Sandig, heiss, schmuckarm eben, dünenhaft. Ghögerig das Tier, als langsam schaukelndes Transportmittel mit schwierigem Auf- und Abstieg. Zeitlos, strapazig, selbst bei abendlichen Betrachten noch durstfördernd.


Am Morgen wieder «…die Herzen auf, die Rosen blühn, so klingt es weit und breit. Was ist wie du so wonnesam, oh schöne Maienzeit?» Herzlichen Dank, Friedi, Brigitte, Christine, Trudi, Paxmontana, Petrus … Ihr habt das redlich verdient! Wenn ihr so weiterfährt, dürft ihr damit rechnen, dass wir im 2009 wieder dabei sind. Und ein paar Neue dazu. Mir bleibt zum Schluss nur noch, Stephan Klapprot’s herbstliche Wettervorhersage «Die Blätter fallen von den Bäumen, ein Hund bellt nöimen» zu ergänzen durch meine Frühlingsprognose «Jetzt ist es Lenz, und kaum zu globen, die Blätter hangen wieder doben!«


Willy Peter

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