Schwarzweisse Augen mit dunklen Ringen

Nun stehen wieder drei Wochen bevor, an denen manche mit kugelrunden, schwarzweissen Augen und dunklen Ringen drum herum durch die Welt ziehen – oder besser vor dem Fernsehapparat sitzen. Fussball beherrscht den Alltag. Und mit ihm hierzulande auch das Schweizerkreuz. Dass die Schweizer Fahne so omnipräsent ist, auf Gesichter gemalt und auf Arme tätowiert wird, ist irgendwie schön. Und wenn im Stadion unsere Landeshymne ertönt, dann fährt uns ein leichter Schauer den Rücken hinunter. Obwohl – ich gebe es zu – ich dabei gern die Nahaufnahmen der Spieler ansehe und neugierig beobachte, wer von ihnen mitsingt.

Vom Schweizerkreuz fliegen meine Gedanken weiter. Von der grossen Heimat in die ganz kleine. In unser Dorf, besser: in unsere zwei Dörfer Thalheim und Gütighausen. Sie sind klein, aber quicklebendig. Wenn wir nur schon aufzählen, was da alles angeboten wird an Aktivitäten und Kultur. Vereine laden ein zum Mitmachen. Es gibt Theaterabende, Filmabende in der Scheune, ein Kürbisfest, den Dorfmärt, die Adventsfenster, Jazz-Konzerte in der Mühle in Gütighausen – sicher habe ich noch manches vergessen. Die Bibliothek im Schulhaus ist nicht nur für Kinder und Jugendliche spannend, auch Erwachsene finden viele Neuerscheinungen nebst Klassischem. Wir können uns im engsten Umfeld eindecken mit Freizeitangeboten und Kultur. Und was nicht zu unterschätzen ist: wir bekommen in unsern zwei Dörfern auch viele Produkte für unser Alltagsleben. In den beiden Läden, die wir noch immer haben. Und das ist nicht selbstverständlich. Es gibt unzählige Dörfer, die keine Einkaufsmöglichkeit mehr haben. Nutzen wir die unseren, damit sie uns erhalten bleiben. Denn es ist nicht lustig, wenn man für jeden Salatkopf ins Auto sitzen und ein paar Kilometer weit fahren muss. Geschweige denn wenn man alt oder krank ist: wie schön wenn man nur rasch ins Lädeli telefonieren und etwas reservieren oder sogar nach Hause bestellen kann.


Doch einen grossen, riesigen Wunsch habe ich noch: Verbindungen des öffentlichen Verkehrs auch an Wochenenden. Es darf doch nicht sein, dass zwar immer mehr Häuser gebaut werden, sich immer mehr Leute bei uns ansiedeln – und wir sind an Samstagen und Sonntagen von der übrigen Schweiz in punkto ÖV abgeschnitten. Werden die Verbindungen angeboten, dann werden sie auch genutzt. Das zeigen die neueren zusätzlichen Kursfahrten am Nachmittag und Abend.


Auch das ist Heimat: Im Dorf nicht nur zu wohnen, sondern mit allen Möglichkeiten hier zu leben.


Ursy Trösch

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