Ostern ist längst vorbei, wenn Sie diese Zeilen lesen. Schreiben tue ich sie allerdings in der Karwoche. Verschobene Zeiten gehören zum Beruf der Journalistin. Redaktionsschluss ist immer mehr oder weniger weit vor dem Erscheinungsdatum. Auch Modemacher und Reisebüros kennen das. Im Frühling sehen wir die Mode vom nächsten Winter, welche die Designer schon vor Monaten entworfen haben. Die neuen Ferienkataloge bekommen wir mitten im Winter mit Angeboten für die Frühlings-, Sommer- und Herbstferien. Und Schriftstellerinnen arbeiten längst an ihrem nächsten Buch, wenn sie mit dem zuletzt erschienenen auf Lesereise gehen.
Was heisst das jetzt für meinen Gedankenflug? Noch weiss ich nicht, ob ich dieses Jahr ein verschneites Osterei finde im Garten oder einen an der Sonne geschmolzenen Hasen. Die Wetterprognose sieht durchzogen aus; für mich, die ich jetzt gerade im Tessin bin, etwas besser als für die Gütighauser und die Thalheimerinnen daheim. Soll ich nun über kalte Ostern zu trösten versuchen – oder freudig die tollen Frühlingstage besingen? Am besten lasse ich das beliebte Thema «Osterwetter» ganz aus.
In diesem Jahr 2008 ist manches besonders ungewohnt, weil alle beweglichen Festtage so früh sind. Das hat ja schon mit der Fasnacht angefangen. So zeitig im Jahr bin ich schon lange nicht mehr an den «Morgestreich» gegangen. Winterzeit hatten wir auch noch an Ostern, zur Sommerzeit haben wir ja erst am letzten Sonntag gewechselt.
Die Karwoche hat für die katholischen Gebiete wegen der frühen Feiertage zusätzlich ein kniffliges Problem gebracht: eigentlich ist der 19. März das Fest des Heiligen Josef. Das war also der Mittwoch vor Ostern. Doch in der Karwoche gibt es keine Heiligenfeste, weshalb man die liturgische Feier vorverschoben hat auf Samstag, den 15. Die Schwyzer wollten aber ihren Seppitag nicht missen und behielten den arbeitsfreien Feiertag mit geschlossenen Geschäften und Büros bei. Das Walliser Dorf Naters hat sogar eine Jodlermesse abgehalten an diesem Tag. Auch im Tessin wurde San Giuseppe gefeiert und die Leute hatten ausser Karfreitag und Ostermontag noch den Mittwoch davor frei.
Also irgendwie gibt dieser «vorverschobene» Kalender ein Gnusch im Fadekörbli! Wenn die Dorfposcht anfangs April erscheint, sind wir schon bald in den Sommerferien …
Nächstes Jahr ist es dann wieder «normal», Ostern feiern wir am 12. April 2009.
Ursy Trösch