Unsere kleinen Freundinnen – neun, sieben und fünf Jahre – lieben alles, was rosa ist. Will man ihnen ein Geschenk machen, geht man nie fehl, sofern es rosa ist. Für mich völlig unverständlich, denn rosa habe ich gar nicht gern. Vielleicht noch ein kräftiges Pink, aber wirklich kräftig leuchtend – und auch das nur in Ausnahmefällen.
Doch was lese ich vor ein paar Tagen: eine Studie bestätigt die Vorliebe von Mädchen für rosa. Männer sollen zu blau neigen. Forscher der englischen Universität Newcastle haben mit rund zweihundert Leuten einen Farbtest gemacht. Blau siegte auf der ganzen Linie, blau ist die beliebteste Farbe schlechthin. Doch die Frauen sollen rot vorziehen – alles, was Rottöne enthält. Die zuständige Professorin war überrascht, wie eindeutig die Unterschiede zwischen Mann und Frau waren. Und sie hat auch eine Erklärung dafür: Diese Vorlieben haben sich in der Steinzeit entwickelt. Damals sammelten die Frauen Beeren, und die sind oft rot. Sie mussten auch die giftigen von den essbaren unterscheiden können. Doch ob dabei die Vorliebe für rot wirklich geholfen hat? Auch rote Beeren können meines Wissens giftig sein, oder nicht? Blau als allgemeine Lieblingsfarbe, und somit auch als bevorzugte Farbe der Buben und Männer, erklärt die Forscherin so: bei blauem Himmel war gutes Wetter für die Jagd, und Wasserquellen, die man zum Leben brauchte, waren blau.
Seis drum, haben die Mädchen und Frauen also gern rosa, die Buben und Männer blau. Wie war denn das schon wieder in meiner Kinderzeit? Da hat man doch die Babies genau nach diesen Farbvorlieben gekleidet: rosa Strampelhöschen den Mädchen, blaue den Buben. Wer schon vor der Geburt eines Kindes einkaufen wollte, war in der Klemme. Damals gab es keine Ultraschallbilder, die das Geschlecht des zu erwartenden Kindes preisgaben. Was tun? Man kaufte Babysachen in gelb, das ging immer. Eine befreundete Frau vom Balkan sagte mir, bei ihnen haben die Leute oft weisse Kleidchen gekauft. Diese dienten dann auch dem nächsten und übernächsten Kind, wenn das Geschlecht allenfalls wieder ein anderes war. Heute könnte man dank Ultraschall zwar genau voraussagen, ob jemand rosa oder blaue Schlüttli kaufen soll – aber heute interessiert das niemanden mehr. Babysachen sind bunt. Für Mädchen und Buben.
Wie ich mich in vermutlich rosaroter Babywäsche gefühlt habe, weiss ich nicht. Aber wenn ich gekonnt hätte, hätte ich mich sicher schon damals dagegen gewehrt.
Ursy Trösch