Ich weiss, ich weiss – jetzt sollte ich vom schönen Frühling, den herrlichen Blumen und den blühenden Bäumen schreiben. Doch mir geht anderes durch den Kopf. Ungutes – um es gelinde auszudrücken. Etwas das mich rasend macht.
Da stiess ich kürzlich auf Sachbücher für Manager – oder ämmel solche die das sein möchten. Ein Titel springt mich sofort an: «Das Beste aus dem Menschen herausholen». Toll, da lernt Monsieur le Manager also, wie er von seinen MitarbeiterInnen am meisten profitieren kann. Das Bild der Zitrone in der Fruchtpresse liegt nahe, man presst sie aus und wirft die Schale nachher weg. Arbeiter und Angestellte werden zu immer mehr Leistung gedrängt – und wenn dann die Strukturen geändert, ganze Abteilungen weggespart werden, dann wirft man die Leute heraus, die sich bis anhin für die Firma eingesetzt haben. So und nicht anders verstehe ich den Satz: Das Beste aus dem Menschen herausholen.
Dabei fallen mir ein paar modische Begriffe ein: «Human Resources» für Personal. «Menschliche Mittel». Neuer ist der noch nettere Ausdruck «Humankapital». MitarbeiterInnen sind also «Menschenkapital» oder «Menschenmaterial». In der Buchhaltung der Betriebe scheinen sie als Kostenstelle auf, und wenn die Buchhaltung nicht mehr aufgeht, werden Kostenstellen gestrichen, reduziert, weggespart. Sind ja nur Zahlen, die Menschen dahinter gehen vergessen.
Ein anderes Buch heisst «Flow im Beruf». Unter Flow versteht der Autor eine Art Glückszustand, ein Fliessen-Können, ein Wohlgefühl aus Einheit und Zufriedenheit. Wer Flow bei der Arbeit erlebt, ist nicht nur selbst glücklich. Wer motiviert ist, leistet mehr und bessere Arbeit, und das macht auch seinen Arbeitgeber froh. Und reicher. Kein Wunder dass im besagten Büchlein steht «Als Führungskraft sollten Sie nicht nur den Profit im Auge haben, sondern auch das Wohlbefinden und die Entwicklung ihrer Mitarbeiter». An sich könnte es ja angenehm sein, unter einem Chef zu arbeiten, der diese Anregung befolgt. Nur: wenn er erfolgreich ist, nimmt er sich ein paar Millionen Erfolgshonorar – die unten gehen leer aus. Verstehen Sie meine Wut?
Ursy Trösch