«Unser» Lokalhistoriker Konrad Basler forscht und forscht. Kürzlich hat er dem Gemeinderat von Thalheim sein neuestes Werk vorgestellt. Der Band V befasst sich mit den verwandtschaftlichen Banden in früherer Zeit. Dank dem unermüdlichen Schaffen Baslers gehört unser Dorf heute wohl zu den am besten erforschten Gemeinden im deutschsprachigen Raum.
«Heirate über den Mist, dann weisst du, wer es ist»: Dieses Sprichwort hatte in früherer Zeit wohl mehr Bedeutung, als man heute glaubt. Damals war eine Scheidung fast nicht möglich, erklärt Konrad Basler. Deshalb musste die Wahl gut überlegt werden, und weil man die heiratsfähigen Personen in der Nachbarschaft am besten kannte, wurde sehr oft der Ehepartner aus der näheren Umgebung ausgewählt.
Konrad Baslers Vater war früh gestorben. Er konnte seinen beiden Söhnen, den Zwillingen Konrad und Ernst, deshalb wenig über die verwandtschaftlichen Bande der Familie erzählen. Das mag wohl der Grund sein, dass sich Basler so stark für die Vergangenheit seiner Gemeinde engagiert und die Geschichte seiner Heimatgemeinde so intensiv erforscht hat. Dank glücklicher Umstände kam der Historiker an die vollständig vorhandenen Akten heran, welche ihm erlaubten, das menschliche Zusammenleben im Dorlikon des 17. Jahrhunderts zu erforschen. Neunzig Prozent der Schweizer Bevölkerung lebte damals in Dörfern wie Dorlikon. Ihren Lebensunterhalt verdienten die meisten als Bauern. Die Nachforschungen dieser vorindustriellen Zeit haben dazu geführt, dass Konrad Basler eine grosse Hochachtung vor den Menschen von damals hat: «Sie mussten hart arbeiten, besassen wenig und schauten doch voller Hoffnung in die Zukunft.»
Überraschend hoher Verwandtschaftsgrad
Dass so genannte Ehen über den Miststock recht häufig waren, liegt aber auch darin begründet, dass die Bevölkerung in jener Zeit nicht so mobil war. Die Begegnungsmöglichkeiten waren sehr beschränkt. In einem geschilderten Fall hat Basler die Herkunft der vollständigen Ahnengalerie zusammengestellt. Bis in die sechste Generation sind darüber 64 Eintragungen. Im Kreis dieser 64 Ahnen war die Herkunft in keinem Falle weiter als 18 Kilometer von Dorlikon entfernt.
Auf einer Wappenscheibe in der Kirche, sie stammt aus dem Jahr 1685, sind 14 Behördenmitglieder jener Zeit «verewigt». Die Geschlechter auf dieser Wappenscheibe wurden in die Untersuchungen einbezogen und auch da ist ein hoher Verwandtschaftsgrad festzustellen. In einem Fall haben gar zwei Urenkel geheiratet.
Ein grosser Teil im neuen Buch ist der Erforschung der eigenen Herkunft des Autors gewidmet. Bis in die zehnte Generation sind Vorfahren aufgeführt. Mit der Beschreibung seiner Ahnen gibt Konrad Basler einen weiteren Einblick in die Vergangenheit Dorlikons. Die verwandtschaftlichen Beziehungen des Geschlechtes Basler mitzuverfolgen, ist sehr interessant. Im Anhang des Buches sind Ahnentafeln der Zwillinge Konrad und Ernst Basler aufgezeichnet. Konrad Basler hat mit seinem neuesten Werk einen wertvollen Beitrag zur Erforschung der Geschichte Thalheims geleistet.
Dr. Dr. h. c. Konrad Basler wohnt heute in der Zürcher-Oberländer Gemeinde Esslingen. Er ist am 12.3.1929 in Thalheim an der Thur geboren und in dieser Gemeinde aufgewachsen. Als diplomierter Bauingenieur ist er Teilhaber des Ingenieurbüros Basler und Hofmann Ingenieure und Planer AG mit Sitz in Zürich und Esslingen. In den Jahren 1977 bis 1991 war er Nationalrat der SVP. Bisher veröffentlichte Bücher: 1978 «Thalheim» zusammen mit Dr. Reinhard Nägeli, Marthalen. 1991 folgte das Werk «Spurensicherung». Bereits 1993 folgte das Werk «Dorliker Auswanderer». «Dorlikon an der Grenze des Wachstums» ist 1998 erschienen. 2003 folgte ein Buch mit den Kirchenbucheintragungen von 1599 bis 1844 zusammen mit einer CD-ROM.
Einwohner und Bürger der Gemeinde Thalheim an der Thur können das neue Buch auf der Gemeindekanzlei gratis beziehen
jro