Rasch die alte Zeitung und den nicht mehr ganz frischen Rosenstrauss packen – hinaus damit in die Küche auf die Zeitungsbeige und in den Kompostkübel. Und da liegt noch die Notiz, dass ich eine Geburtstagskarte abschicken und einen Anruf machen soll für einen Zahnarzttermin. Alles im Vorbeigehen rasch erledigt. Im Kopf wirbelt ein Gedanke nach dem andern, was noch zu tun ist. Gegen Ende Jahr gibt es einen happigen Gedankenstau, vor den Festtagen sind doppelt so viele Dinge zu tun und abzuhaken.
Mitten in diesem «Gstürm» marschiert meine Katze aufreizend langsam durch die Stube, hüpft auf ihr Kissen, gähnt herzhaft, rollt sich ein und schliesst die Augen. Habe ich mich getäuscht – oder hat sie mich zwischen Gähnen und Dösen leicht ironisch angeschaut? Ganz als ob sie sagen möchte: Was hast du denn von deiner sogenannten Überlegenheit als Mensch, wenn du nicht einmal so frei bist, im Alltag innezuhalten und einen Moment zu verweilen? Sicher hat sie das nicht gedacht – aber mir geht es durch den Kopf. Ha, das wäre ja noch schöner, wenn ich nicht über meine Zeit wenigstens so weit bestimmen könnte, dass jetzt eine Pause für mich drin liegt! Liegen – ein gutes Stichwort. Ich lümmle mich in den bequemen Sessel, schaue zur Katze und studiere ihre Fellzeichnung. Dann schweift mein Blick durchs Fenster. Die fast kahlen Bäume lassen den Blick frei auf die Weiden und auf die Thur. In den Zweigen der grossen Eiche sitzt eine Amsel, durchs Gras hüpft ein Rotbrüstchen. Ich gehe hinaus auf die Terrasse und schaue auf die abgeernteten Gartenbeete. Ja, die Herbsthimbeeren muss ich noch schneiden, aber das eilt nicht. Im Frühling werden da hinten die Schalotten wachsen, und weiter vorne könnte ich eine Physalis-Staude setzen. Vielleicht steht im letztjährigen Pflanzenkatalog, wie man die richtig pflanzen muss. Der alte Prospekt muss doch noch irgendwo sein. Da, Lampionblume – ich bin im Herbst mehr an den Früchten interessiert …
So trödle ich von einem Gedanken zum andern, von einer unnötigen Tätigkeit zur andern. Ich muss ja nicht im November überlegen, was ich im nächsten Frühjahr im Garten pflanze. Doch unnötig ist nicht unnütz. Es ist herrlich, dass ich mir eine Viertelstunde Trödeln, 15 Minuten Freiheit erlaube. Muss ich öfters tun.
Nein, ich schreibe «trödeln» nicht in die Agenda.
Ursy Trösch