Editorial

Editorial der Dorfposcht Nr. 70 vom 18. Juli 2003

Liebe Leserinnen und Leser

[Das Titelbild der Dorfposcht Nr 70 vom Juli 2003]Wie sie bereits an der Gemeindeversammlung im Juni erfahren haben, heisst unsere Gemeinde seit 125 Jahren Thalheim. Das ist nicht der ursprünglich «gewachsene» Name. Für die Älteren unter uns ist dies keine Neuigkeit, für die Jüngeren und Zugezogenen vielleicht schon. Der frühere Name war Dorlikon. Er stammte angeblich von einem Alemannen namens Torilo, der hier eine Siedlung gründete. Urkundlich wird der Name Torlinchovin erstmals 1166 erwähnt, im Laufe der Zeit wurde Dorlikon daraus. Dieser Name entwickelte sich in der Folge für die damaligen Bewohner zu einem echten Ärgernis, den weit herum, bis nach Süddeutschland hinein, wurden sie deswegen gehänselt. 1877 hatten die Dorliker genug, eine Gemeindeversammlung beschloss, dem Regierungsrat einen Antrag um Namensänderung zu stellen. 1878 wurde dieser Antrag vom Regierungsrat genehmigt. Seit diesem denkwürdigen Ereignis sind bereits wieder 125 Jahre vergangen. Beinahe wäre dies untergegangen bei all unseren übrigen Geschäften. Festgestellt hatten wir dies irgendwann bei der Organisation des Thalheim Treffen.

Was tun? Ein Fest auf die Beine stellen? Ist mit Arbeit verbunden.

Stillschweigend übergehen?

Wehe wenns jemand entdeckt: «Für was hämer dänn die? (Gemeinderat)»

Beides stand zur Diskussion. Wir sind im Gemeinderat zum Schluss gekommen, dass beides was für sich hat und haben versucht, einen gutschweizerischen Kompromiss zu kreieren. Also, wir versuchen, einen Anlass zu organisieren. Aber wie? Üblicherweise wird für solche Anlässe ein Programm auf die Beine gestellt, die Leute werden eingeladen, dies zu konsumieren, und gehen dann glücklich und zufrieden nach Hause. (Hofft man). In Zeiten der zunehmenden Schlafdörfer und Gemeinden wollen wir diesen Trend nicht unterstützen. Wir werden unsere Gemeindeeinwohner einladen und bitten, sich gegenseitig zu fragen: «Wohär chunsch? Was machsch? Wie alt bisch?» Und vieles mehr. Kurz, wir laden Sie ein und bitten Sie, sich mit Ihren nahen und entfernteren Nachbarn zu unterhalten, resp. kennenzulernen. So etwa, wie man auch jemand in einem Feriendorf in Kenia kennenlernen kann.

Klingt ein wenig utopisch. Ob da was draus wird? Wir wissen es nicht, trotzdem meinen wir, der Versuch soll gewagt werden.

Der Hintergedanke dabei ist, wieder mehr Gemeindeeinwohner, sozusagen die Aktionäre, für unser Unternehmen «Gemeinde» zu interessieren, das uns allen gegen vernünftige Kosten eine recht gut funktionierende Infrastruktur organisiert. Obwohl übergeordnet vieles vorgegeben ist, bleibt immer noch ein rechter Spielraum, die eigenen Bedürfnisse zu definieren. Um dies weiter so halten zu können, sind Leute mit Einsatz gefragt. Sonst könnte es eines Tages sein, das Profis uns die Vorgaben diktieren. Wobei ich gestehen muss, dass die Annahmen, es könnte «schlechter» werden, nicht ausgewiesen ist. Nach neueren Prognosen wird es aber sicher nicht weniger kosten.

Ermöglicht haben uns die Durchführung dieses Anlasses auch unsere Dorfvereine mit ihrer Mithilfe. Der Gemeinderat bedankt sich bei allen für diese Bereitschaft.

Ein Flugblatt wird Sie noch einladen und informieren und das Datum: Halten Sie sich bitte den 1. August frei.

Bis dahin grüsst Sie Ihr Gemeindepräsident Peter Wettstein

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