…soll scheints Geld sein – haben die meisten Leute nie – müssen andere wiederum totschlagen – heisst auch eine grosse deutsche Zeitung – und ist ein Thema, das für mich um die Jahreswende jeweils wichtiger ist als das Jahr über.
In den Tagen zwischen «Stefanstag» und «Drei Könige» gilt es, die neue Agenda einzuweihen. Die Geburtstage aller lieben Mitmenschen müssen dick rot angestrichen sein. Jahrestage und andere Erinnerungstage werden notiert. Die Todestage von Menschen, die wichtig waren. In meiner Agenda steht auch, wann meine Katze beschlossen hat, bei uns einzuziehen: quatorze juillet – 14. Juli 2000. Und nicht zu vergessen: die Redaktionsschluss-Termine für die «Dorfposcht».
Wenn ich die weissen Seiten meines neuen Kalenders beschreibe, gehen mir Gedanken rund um die Zeit durch den Kopf. Sie sind im Lauf des Lebens gewichtiger geworden. Hat man einmal die statistisch errechnete Lebensmitte überschritten, wird einem klar, dass nicht mehr so viel Zeit bleibt, wie man bereits gelebt hat. Es bleibt nicht mehr Raum für alles, was man noch machen, sehen, erleben möchte. Als mir das zum ersten Mal klar wurde, bin ich ziemlich erschrocken. Jetzt nehme ich es gelassener, es ist ja nicht zu ändern. Die angenehme Kehrseite der Medaille ist, dass ich manches auch nicht mehr muss – und nicht mehr will. Ich bin geiziger mit meiner Zeit, überlege besser, wofür und für wen ich sie hergebe.
In der «Watch», der Uhrenzeitung der «IWC Schaffhausen», habe ich von den Armbanduhren mit ewigem Kalender gelesen. Das brachte meine Zeitbegriffe einen Moment lang völlig durcheinander. Stand doch da, dass einige Uhrenmodelle über eine Kalenderanzeige mit Tag, Monat und Jahreszahl bis ins Jahr 2499 verfügen. Wer ein solches kleines Wunderwerk der Uhrmacherkunst am Handgelenk trägt, trägt ein Stück Ewigkeit mit sich. Etwas das weiter tickt, wenn sein eigenes Herz nicht mehr schlägt. Ein schöner, auch ein schwieriger Gedanke.
Besser verstehe ich den stetigen Fluss der «Klepsydra», der Wasseruhr, welche die Sekunden und Minuten tropfen lässt.
Ursy Trösch