Unser Alltag wird immer automatischer. Apparate bedienen uns statt Menschen.
Früher stieg ich ins Tram, und dann kam der Billeteur mit seiner raffinierten umgehängten Kasse und ihren Hebelchen. Drückte er diese Hebelchen, so konnte er Münz herausgeben, wenn die Leute ihre Fahrt bezahlten. Jeden einzelnen Fahrgast hat er persönlich bedient oder dessen Tramkarte mit einer Stanzzange «glöchlet». Und wer den Weg wissen musste, konnte fragen. Tempi passati! Heute sitzt ein Wagenführer oder eine Wagenführerin ganz vorne im abgeschlossenen Kabäuschen und fährt das lange Tram. Nach der richtigen Station fragen kann man andere Fahrgäste, und das Billet löst man an einem Automaten an der Haltestelle. Und wehe dem, der nicht früh genug mit dem Studium der Gebrauchsanleitung dieses Billetautomaten beginnt, dem fährt Tram oder Bus vor der Nase weg, ehe er ein Billet in der Hand hat.
Wer früher in einer Telephonkabine nach einer Nummer suchte, wälzte ein Buch. Heute gibt es kleine Bildschirme und man «töggelet» und sucht. Und wer mit dem lieben «Fräulein» vom 111 reden will, kann das tun für einen netten Preis.
Nicht einmal beim Einkaufen braucht man mehr zu reden. Vieles kann per Internet bestellt werden vom Salat über das Abwaschmittel bis zum Buch.
Die Krönung in unserem automatisierten Alltag bieten neue öffentliche Toiletten. Alles funktioniert auf Knopfdruck, nach Verlassen des Örtchens reinigt sich dieses automatisch selber. Es ist so schlau, dass es merkt, wenn ein kleines Kind in die Kabine kommt oder wenn sich zwei Personen (oder ein ganz «schwerwiegender» Mensch) hineinzwängen. Dann weigert sich das ultramoderne Örtchen zu funktionieren.
Wie schön wars doch, als im Tram noch der Billeteur mein Tramkärtli «glöchlet» hat, und als auf der Toilette in der Stadt die Frau nach dem Wetter draussen fragte, weil sie schon seit dem Morgen hier drin ihre Arbeit tat. Es wird kälter in der automatisierten Welt.
… und wir wollen hoffen, dass uns die persönliche Bedienung im Bus durch unsern Gütghauser Chauffeur möglichst lang erhalten bleibt!
Ursy Trösch