Schule: Vom Schul- und Zeitgeist…

Im zweiten Teil lasen Sie über die Schulvisitationen und die mangelnden Schulbesuche. Im dritten Teil erfahren Sie etwas über die alten Schulgebäude.
Den vierten Teil finden Sie in Ausgabe 57.


Die Schulmeisterei, vor vier Jahrhunderten zu Dorlikon begonnen, wir haben es gehört, wurde von einer Familie Frei in einer ihrer beiden Liegenschaften versehen. Allerdings konnte sich Konrad Frei nicht mehr nach der neuen Schulordnung von 1832 qualifizieren, und zudem gingen dieser Familie die Söhne aus. Doch ab 1839 lehrte Jakob Gentsch, aus dem Fahrhof stammend, in Dorlikon. Es erstaunt uns nicht, dass Gentsch ab 1842 auch als «des obigen Tochtermann» im Bürgerbuch aufgeführt wird. Jakob Gentsch und seine junge Anna Frei waren erst ein halbes Jahr verheiratet, da trat ein Unglück ein, das in alten Zeiten als eines der schlimmsten galt: Ihr Haus samt der bis 1826 als Schulzimmer benutzten Stube brannte nieder.


Durch diese Notlage erhalten wir wiederum einen Blick in den Zeitgeist, dem wir hier nachforschen, ins Wirken unserer Urahnen. Damals war die Verbundenheit unter den Mitmenschen die notwendige «Versicherungsgesellschaft». Wir spüren das aus den Zeilen, die Konrad Frei als Gemeindepräsident in der Zeitung abdrucken liess: «Allen, letzten Samstag den 17. d., Abends, auf die Brandstätte einer ungewöhnlich überraschenden Feuersbrunst der Gemeinde Dorlikon von nah und fern so schnell zu Hülfe Geeilten, wird hiermit von dem Unterzeichneten der wärmste Dank abgestattet. Besonders darf der wackeren Bewohner der Gemeinde Oberneuforn erwähnt werden, welche sich, die grosse Noth ihrer Nachbarn fühlend, um ihnen dieselbe zu lindern, mit Spritze, Pferd und Mannschaft in die angeschwollenen Fluten der Thur begaben, wo sie sich in der Mitte derselben mit dem Fuhrwerk in einem Stocke verstrickten; die Mannschaft sah sich genöthigt, in das Wasser, welches sie beinahe übersprudelte und Pferde und Mannschaft in Lebensgefahr versetzte, zu begeben, um das Spritzenfuhrwerk los zu machen, welches ihnen nur durch grosse Gefahr und Anstrengung gelang. Nur durch die vereinte Kraft aller so eilig Herbeigeeilten konnte grösseres Unglück verhütet werden. Möge die göttliche Vorsehung Alle für ihre ausdauernde, kräftige Hülfe, namentlich auch die Gemeinden Gütikhausen und Altikon, welche die ganze Nacht, bis Sonntag Morgen früh, unverdrossen gearbeitet, während ein grosser Theil der Mannschaft Dorlikon, durch Schrecken und Arbeit entkräftet, darniederlag, dadurch belohnen, dass er sie vor ähnlichen Furcht und Schrecken erregenden Ereignissen bewahre.»


Der Redaktor des Winterthurer «Landboten» fügte dem gleich noch einen Kommentar bei: «Es dürfte das Ereigniß, die Überfahrt der Gemeinde Oberneuforn betreffend, zu den früher schon aufgezählten stattgefundenen Unglücksfällen aller Art aufs Neue Anlass und Stoff zur Herstellung einer besseren Communication für die durch die Thur getrennten, nicht unbedeutenden, einander gegenüberliegenden Gemeinden geben.» (s. Anm. 5)


Eine solche Verbindung zeigt ein Strassenprojekt von Stammheim nach Winterthur, dessen Dorliker Abschnitt im Buch «Spurensicherung» als Tafel 3.6 abgebildet ist (s. Anm. 6). Darauf ist auch das alte Schulhaus der Freien zu erkennen! Es war ein Häuschen mit quadratischem Grundriss. Das nächste, eng anschliessende, gehörte auch ihnen; es war ebenfalls abgebrannt. «Konrad Frei, Schulmeisters Erben», bauten daraufhin nur noch ein Haus auf diesen Parzellen und tauften es «zum Grundstein». Aber Lehrer Gentsch unterrichtete nicht im Grundstein, dem späteren Geburtshaus von uns Zwillingsbrüdern Ernst Basler und mir. Es gab ein Schulhäuschen talseits der Kirche, das von 1826 bis 1927 Dorlikons Schulzimmer enthielt.


Konrad Basler


Anmerkungen
5. Der Landbote, 29. September 1842.
6. Konrad Basler: Spurensicherung in der Zürcher Weinlandgemeinde Thalheim. Ein persönlich gefärbter Bericht, Stäfa 1991.

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