Christine und Walter Jordi wohnen seit 22 Jahren gemeinsam in Thalheim, unweit vom Elternhaus, wo Christine aufwuchs und noch heute ihre Eltern leben. Seit jeher waren sie an unserem Dorfleben interessiert und beteiligen sich aktiv in Vereinen und Behörden. An manchen Anlässen sind Christine und Wajo (Kürzel für Walter Jordi – wurde in seinem Bekanntenkreis zum Rufnamen) als Zuschauer oder Mitwirkende dabei. Es erstaunt deshalb nicht, dass die beiden auch vor zehn Jahren bei der «Geburt» der Dorfposcht mitmachten.
Wajo, erinnerst du dich an die Zeit vor zehn Jahren? Wie war das damals mit der Entstehung der Dorfposcht?
Ich fand die Idee einer Dorfzeitung gut. Das Interesse, in der Öffentlichkeit etwas zu machen, geht bei mir weit zurück. Bereits in der Schulzeit half ich mit, eine Schülerzeitung zu erstellen. Später, in meinem Erstberuf als Grafiker, hatte ich viel mit Medien zu tun. Vor zehn Jahren bildete sich in Thalheim mit den eigentlichen Initianten Hansruedi Frauenfelder und Erika Fisch eine erste Gruppe und ich skizzierte meine Vorstellungen und Gedanken, wie so eine Zeitung aussehen könnte. Wie sollte das Dorfblatt heissen, wie soll sie gestaltet werden? Ich war von Anfang an überzeugt, dass es etwas Sinnvolles wäre.
Christine, welches waren deine Argumente da mitzumachen?
Eigentlich nicht unbedingt das Schreiben selber, mehr auch die Idee. Im Gegensatz zum vorherigen Mitteilungsblatt der Gemeinde begeisterte mich eine solches Publikationsorgan. Es sollte eine lebendige Zeitung werden, die versucht, das Dorfleben mitzugestalten.
Hättet ihr damals gedacht, dass es die Dorfposcht in zehn Jahren noch gibt?
Wir hofften, dass es etwas Bleibendes wird. Aber es war ein Versuch. Wir mussten abwarten, wie es ankam. Dass sich zehn Jahre so positiv weiterentwickeln würden, war nicht sicher. Erfreulich ist, dass wir immer wieder Leute fanden, die im Redaktionsteam mitmachten, wenn jemand aufhörte.
Habt ihr selber nie ans Aufhören gedacht?
(Walter nach längerem Überlegen) Es gab Zeiten, in denen es mir arbeitsmässig zu viel wurde. Es war aber nie der Mangel an Interesse, nie der Gedanke, es würde sich doch nicht lohnen, mehr die Frage, kann ich mir diesen Zeitaufwand überhaupt noch leisten. Schliesslich war da auch noch die Familie und das berufliche Engagement.
Christine: Unsere Kinder gingen dazumal ja noch alle zur Schule. Eine Zeitlang konnten wir sie auch noch mit einbeziehen bei der Gestaltung einer Schülerseite.
Der Aufwand ist gross. Da muss einem die Arbeit schon viel Freude bereiten. Ist für euch die Motivation noch immer dieselbe wie vor zehn Jahren?
Es wurde mit der Zeit routinierter und auch etwas professioneller. Am Anfang investierten wir viel mehr Zeit. Jetzt sind die Aufgaben besser verteilt und klarer strukturiert. In der Anfangsphase war noch viel mehr Handarbeit. Die Texte und Bilder wurden zugeschnitten und Seite für Seite als Druckvorlage geklebt. Heute wird die ganze Dorfposcht mit dem Computer formatiert. Bis wir so weit waren, wurde manches ausprobiert. Wahrscheinlich hat sich die Arbeit etwas verlagert. Erich Bucher wird am Schluss mit dem Layout mehr belastet. Das Konzept steht aber und man muss nicht wie früher immer wieder alles in Frage stellen.
Verglichen mit der ersten Dorfposcht Ausgabe, was hat sich bei den Dorfposcht Beiträgen verändert?
Verändert hat sich seit der ersten Ausgabe vieles, vor allem auch äusserlich vom Erscheinungsbild her. Inhaltlich sind einige Beiträge, die anfangs regelmässig erschienen, nicht mehr zu finden, anderes ist geblieben, z.B. das Nachgedacht von Els Morf (Mutter von Christine), ein Beitrag, den viele Leserinnen und Leser sehr schätzen und für den wir fast am meisten positive Echos bekommen. Geblieben ist auch das Interview, ebenfalls für viele ein gern gelesener Beitrag. Einiges ist neu hinzugekommen.
Viele Beiträge sind während einiger Ausgaben erschienen und dann wieder durch neue ersetzt worden. Bei einigen Beiträgen, so z.B. bei den Gratulationen, finden wir und auch verschiedene Leser und Leserinnen es schade, dass sie nicht mehr erscheinen. Auch eine Schülerseite gibt es nicht mehr. Das würden wir sehr begrüssen, wenn wir von Schülern oder Jugendlichen etwas erhalten würden.
Oder da waren einmal die Karikaturen mit den «Motzlers». Solches wurde oft falsch verstanden, ohne dass man damit jemanden angreifen wollte. Wir dachten, eine etwas witzige, aufmüpfige Sache könnte auflockern. Mit der Zeit mussten wir da Zurückhaltung üben.
Ein Reglement wurde erstellt. Jeder muss jetzt mit seinem Namen eigenverantwortlich dafür einstehen, was er schreibt. Wir dachten nicht daran, dass auch gewisse Leserbriefe oder Beiträge Probleme verursachen könnten. Wir glaubten, wir seien ein offenes Forum, jeder schreibt wie er will. Wir bedauern es, dass es wenig Leserbriefe gibt. Ein Leserbrief könnte ja auch etwas Positives sein, etwas das einem gefreut hat, ein Anstoss, sich zu etwas Gedanken zu machen.
Wajo, welche Reaktionen der Dorfbevölkerung habt ihr erlebt?
Es erstaunt sehr, wie wenig man hört. Jetzt hat man sich langsam daran gewöhnt. Rückmeldungen erhalten wir eher noch von aussenstehenden Personen, Leuten, die nicht in Thalheim wohnen. Immer wieder probierten wir mit Wettbewerben oder Aufrufen, die Leute zum Mitmachen aufzumuntern, doch das Echo war sehr gering. Mit der Zeit merkt man, was gewünscht wird und was weniger.
Christine: Am Anfang war eine grosse Skepsis. Was soll das? Braucht es denn das? Nun ist die Dorfposcht geschätzt und anerkannt. Erfreulich ist auch, dass wir jetzt vermehrt Beiträge von unseren Vereinen erhalten.
Es muss eigentlich vieles stimmen, bis eine Dorfposcht fertig gedruckt im Briefkasten liegt. Christine, gab es nie Pannen?
Beinahe, vor etwa fünf Jahren. Die fertige Dorfposcht lag schon auf der Post zum Verteilen. Als wir ein erstes Exemplar anschauten, stellten wir fest, dass zwei Fotos falsch platziert waren und die Untertitel und der Text dazu total unpassend waren. In einer Blitzaktion liessen wir diese Doppelseite nochmals drucken und so quasi in Nachtschicht wechselte das Redaktionsteam die Seite aus. Mit spontaner Hilfe der Druckerei Waldmeier, unserem Redaktionsteam und des damaligen Posthalters Werner Schleuss kam jene Dorfposcht doch noch rechtzeitig heraus.
Wajo: Fehler sind nie ganz zu vermeiden, Schlimmes ist zum Glück bisher nicht passiert.
Welches sind eure Wünsche für das Weiterbestehen der Dorfposcht?
Wajo: Ich wünsche mir, dass die Dorfposcht weiterhin von unserer Dorfbevölkerung genutzt wird, dass wir Beiträge aller Art oder Ideen und Anstösse für Neues erhalten. So wird es uns gelingen, eine aufgelockerte, vielseitige Dorfposcht zu erstellen. Offenbar fällt es den Leuten schwerer als ich es mir vorgestellt habe, etwas zu schreiben. Wir freuen uns an Beiträgen und ich möchte allen Mut machen mitzuwirken und Beiträge einzusenden (auch handgeschriebene). Wir vom Redaktionsteam sind keine Journalisten, wir setzen uns im Team aber für die Dorfposcht ein.
Christine: Ich wünsche mir, dass wir immer wieder Mitwirkende finden werden. Wir sind jetzt zehn Jahre dabei, das heisst nicht, dass wir nochmals zehn Jahre machen werden. Ich möchte vielleicht in Zukunft mehr nur an einem Thema arbeiten und sporadisch mal etwas schreiben. Ich möchte aber die Gewissheit haben, dass die Dorfposcht weiterbestehen und von einem guten Redaktionsteam getragen wird.
Christine und Wajo, ich danke euch vielmals für dieses Interview. Ich möchte mich eurem Wunsch für ein Weiterbestehen unserer Dorfposcht natürlich sehr anschliessen. Es ist mir in diesem Gespräch bewusst geworden, wieviel ihr beide zur Entstehung unserer Dorfzeitung geleistet habt. Ich glaube, die Arbeit hat sich gelohnt. Die Dorfposcht wird gelesen, Rückmeldungen aus der Bevölkerung hin oder her.
Zehn Jahre Dorfposcht: ein schöner Erfolg!
Marlies Schwarz
Steckbrief
Christine Jordi
Geboren 1947, aufgewachsen in Thalheim, ausgebildet als Sozialpädagogin, Mutter von drei Söhnen, die heute erwachsen sind; Interesse an der Natur, Umwelt und an sozialen Fragen; ehrenamtliche Tätigkeit bei der Pro Senectute Ortsvertretung Thalheim, Leiterin des Gesundheitsturnens für Seniorinnen und Senioren, Engagement im Vorstand der Evangelischen Frauenhilfe Winterthur, im Vorstand der Beratungsstelle für Alkohol und andere Suchtprobleme Andelfingen, Mitglied im Dorfverein und seit der Gründung Mitarbeit im Redaktionsteam der Dorfposcht.
Steckbrief
Walter Jordi
Geboren 1941, aufgewachsen in Schlieren ZH; Berufsausbildung als Grafiker, später Ausbildung zum Sozialpädagogen, Weiterbildung in Supervision und Organisationsberatung; heute Abteilungsleiter bei der Evang.-reformierten Landeskirche in Zürich, nebenberuflich Präsident der Kirchenpflege Thalheim, Mitglied der Bezirkskirchenpflege Andelfingen, Mitglied im Gemischten Chor Thalheim und im Dorfverein, seit der Gründung, Mitarbeit im Redaktionsteam der Dorfposcht.