Nachgedacht: «Wo sind in der Wirtschaft die Söhne?»

Event, event, event («I’went»)

Wie Pilze schiessen sie aus dem Boden, die Wortschöpfungen für alte und neue Betriffe. Begriffe, die uralt, nun plötzlich umgemünzt werden und in dieser Form Neues, Grossartiges versprechen. Wenn sich im Englisch-Wörterbuch nachschaue, finde ich: event (i’vent): Ereignis, sp. Veranstaltung, Programm. Im Herkunftswörterbuch steht: Eventualitäten, Möglichkeiten, Zufälligkeiten. Zugrunde liegt lat. E-venire: herauskommen, eintreffen, sich ereignen.

Die Natur selbst beschert uns ihre speziellen Ereignisse: Sonnenfinsternis, Erdbeben, Wirbelstürme und weitere. Wobei die Sonnenfinsternis von den Medien zusätzlich zum «event» erhoben wurde. Sportliche Veranstaltungen, wie kürzlich die Eigernordwandbesteigung, wurden durch das Fernsehen zu Grossereignissen, events inszeniert. Auch die (abverheite) Olympiade hätte durch grossartige Events in Erstaunen, vielleicht sogar in Ekstase, versetzen sollen …

In der für 2001 (?) vorgesehenen Expo sollen verschiedene events für Aufmerksamkeit, für Überraschung sorgen (wobei einige schon stattgefunden haben). Und bei den Wahlveranstaltungen stehen «event-soirées» gegen «Bauern-Brunch» in Konkurrenz.

Es gibt andere Beispiele, wie Begriffe, die uns, wenn sie auftauchen, fremd und gesucht erscheinen, nach und nach aber in unsere Alltagssprache einfliessen.

Im Herkunftswörterbuch (Ausgabe 1989) finde ich «akzeptieren» – annehmen, billigen. Von «Akzeptanz» steht noch nichts, und dennoch hat diese Wortschöpfung seit einigen Jahren soviel «Akzeptanz» gefunden, dass sie allgemein gebraucht wird.

Es müssen aber nicht unbedingt von Fremdwörtern abstammende Begriffe sein, welche mir Kopfzerbrechen bereiten. Der Ausdruck «Firmentochter» macht mir einige Mühe. Die «Bührle-Tochter Bally» wurde kürzlich nach Amerika verkauft. In einem fast nur von Männern beherrschten Bereich werden «Töchter» kaltschnäuzig weiter veräussert, wenn sie nicht mehr rentieren oder nicht mehr ins Konzept passen. Wo bleiben da die «Söhne»?

Das gibt mir zu denken, dass in einem Gebiet, in dem es vor allem um Geld geht, nur Töchter, aber keine Söhne existieren. Ob mich wohl jemand über die Zusammenhänge aufklären kann?

Letzte Frage: gibt es in Amerika, in England, ebenfalls nur «bank daughter(s)», keine «bank son(s)»?

Els Morf

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