Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser

Noch spät abends zu Hause arbeitend, sitze ich in der Galerie über den Büchern. Ein Flugzeug kommt direkt auf unser Haus zu. Ich sehe es durch die grossen Fenster, dann höre ich es auch. Es dröhnt übers Dach und fliegt weiter. Ein Blick auf die Uhr bestätigt mir, was ich längst wusste. Es ist 21.20 Uhr.

Um es gleich vorweg zu nehmen: der Fluglärm stört mich nicht. Manchmal, wenn ich im Bett liege, dann höre ich sie schon, die Frachtflugzeuge, die sich quälend in den Himmel schrauben. Aber genauso viel Lärm machen die nächtlichen Lastwagenfahrten. Beide Transportmittel unterliegen einem Nacht(fahr/flug)-Verbot. Trotzdem gibt es Ausnahmen. Nachts schlafe ich und höre deshalb die Flugzeuge und Lastwagen selten. Aus diesem Grund stört es mich auch nicht, wenn das Nachtflugverbot gelockert wird. Und am Tag: Am Tag stört mich der Lärm genauso wenig, wie der des vorbeifahrenden Zuges, von dem wir auch nicht wussten, dass man ihn bei uns so gut hören kann, oder den Lärm, den die Knallkörper in den Kirschbäumen verursachen, um die Vögel zu vertreiben.

Im Gegenteil. Ich bin froh, dass wir so nahe am Flughafen wohnen und wir bequem in die Ferien fliegen können. Die Bequemlichkeit bekommt Oberhand, wenn man 13 Stunden in einem Flugzeug verbracht hat und so schnell wie möglich nach Hause will. Und in einer halben Stunde zu Hause ist.

Seit einiger Zeit wird die Diskussion über den Flughafenausbau wieder von verschiedenen Organisationen angeheizt. Natürlich sind die direkten Anliegergemeinden am meisten davon betroffen. Allerdings gilt es zu bedenken, dass es den Flughafen schon lange gibt und somit die Probleme auch nicht neu sein dürften. Dass sich nun weitere Gemeinden zusammenschliessen um gegen den Flughafen mobil zu machen, ist verständlich. Man glaubt, ins Grüne zu ziehen, weg von der Alltagshektik der Stadt, und erfährt wenig später, dass das Nachtflugverbot gelockert werden soll.

Ich persönlich denke, man darf bei dieser Diskussion ein paar wichtige Details nicht ausser acht lassen. Der Flughafen bietet x-Tausend Personen Arbeit. Die Swissair wird es so oder so geben, nur wo der Standort des Flughafens ist, das ist die Frage. Es wäre denkbar, dass unsere nationale Fluggesellschaft mit einer süddeutschen Stadt einen ähnlichen Vertrag eingeht, wie in Basel-Mulhouse. Und das würde für uns keine grosse Erleichterung geben. Den Fluglärm hätten wir einfach von einer anderen Seite, mehrere Tausend Personen würden ihren Arbeitsplatz verlieren oder wären gezwungen, im Ausland zu tieferen Löhnen zu arbeiten. Und nicht zuletzt meine Bequemlichkeit würde darunter leiden. Ich habe nämlich keine Lust, zuerst den ICE zu benützen, um auf den Flughafen zu kommen.

Rahel N. Zürcher

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