Warum ausgerechnet Syrien und Jordanien? Ganz einfach:
- weil viele biblische Berichte damit zu tun haben
- weil diese Länder mit ihrer Kultur auch die unsere geprägt haben
- weil diese Menschen eine offene und herzliche Art haben
- weil hier noch kein Massentourismus herrscht
- und weil hier das Klima herrlich warm ist.
Dies in Kürze, und nun möchte ich im Detail berichten: Am 26. April flogen wir 22 Personen voller «Gwunder» und Erwartungen unter der Leitung von Pfarrer Daniel Morand nach Damaskus. Schon dort auf dem Flughafen begann der Orient mit all den für uns so anders gekleideten Menschen. Ich begriff, dass es einem in langen, weiten Röcken (Männer und Frauen) weit wohler ist, als in engen Jeans.
Per Bus waren wir nach Aleppo unterwegs. Ich freute mich, dass entlang der Autobahn Föhren und Zypressen angepflanzt worden waren. Wir sahen auf unserer Reise Unmengen von Oliven-, Aprikosen- und Pistazienbäumen, daneben aber auch Orangen-, Mandel- und Nussbäume.
Besonders überrascht waren wir über die riesigen und gut erhaltenen Überreste römischer Siedelungen: Städte mit Theatern, Thermen und Tempeln, die leider durch Erbeben teilweise zerstört worden waren. Unser einheimischer Reiseleiter berichtete uns, wie z.B. ein Bauer beim Pflügen einen 4000 Jahre alten mit Kriegern und Löwen verzierten Basalttrog ans Licht gebracht hatte.
Im Simeonskloster «bestaunten» wir den kläglichen Rest der 18 Meter hohen Säule, auf der der hl. Simeon rund dreissig Jahre seines Lebens verbracht hatte.
Im Laufe unserer Reise wären wir beinahe zu Trinkern geworden, zu Wassertrinkern. Es spielt im täglichen Leben eine bedeutende Rolle. So konnte ich nicht verstehen, dass in Bachbetten kaum Wasser floss, dafür aber jegliche Art von Abfällen dominierte. In der Wüste gibt es vereinzelt Brunnen und in den Bergen auch Quellen, die von den Beduinen mit ihren Schaf- und Ziegenherden aufgesucht werden.
An den Gestaden des Euphrat
Unvergesslich bleibt für mich der Nachmittag, als wir an die Gestade des Euphrat kamen. Das war für uns so schön, so tröstlich nach einer langen Fahrt durch die Wüste. Sauberes, klares Wasser und sattes Grün ringsum! Ich hatte den Eindruck, die Zeit sei hier seit Jesus stehen geblieben.
In Hama wurde das Plätschern des Orontes vom Knarren und Ächzen der riesigen Wasserräder übertönt, die in vergangenen Tagen Wasser in höher gelegene Kanäle geschöpft hatten; heute besorgen dies Motorpumpen.
Gegenwart und Vergangenheit Hand in Hand…
Palmyra wird für uns alle unvergesslich sein. Wir fuhren durch eine fast endlose, flache Wüste und gelangten an einen Ort, wo Gegenwart und Vergangenheit einander die Hand gaben. Römische Säulen und palmyrische Palmen wetteiferten hier um Schönheit und Höhe. Die schöne Königin Zenobia lebte einst hier in einem der Paläste, dessen Mauern im Innern mit Marmor und Teppichen ausgekleidet waren.
Zweimal wurden wir zu «Kreuzrittern», als wir deren Burgen besuchten. Ich war bisher immer stolz auf unsere Schweizer Burgen, aber was wir hier sahen, übertraf alles an Grösse, Standort und Mauerstärke. Sogar einen Sonnenuntergang erlebten wir auf einer solchen Festung.
Über Damaskus allein könnte man eine ganze Menge berichten, ich versuche mich kurz zu fassen.
Der Suq (Bazar) mit seinem eigenen Innenleben, den Düften, Farben und Tönen, war einzigartig. Die Ananiaskapelle, eine der ältesten christlichen Stätte, wurde gerade restauriert. Die gegenüber dem christlichen Friedhof befindliche Pauluskapelle soll der Ort sein, wo der fliehende Apostel über die Stadtmauer abgeseilt wurde.
Verdeckte Schönheit
Wer in Damaskus ist, sollte die Omaijadenmoschee besuchen. Sie ist das grösste und prächtigste Gebetshaus des Orients. Wir Frauen durften erst nachdem wir unsere Schönheit mit langen Kapuzenmänteln bedeckt hatten, barfuss die Moschee betreten. Die Gesichter unserer Männer beim Anblick unserer Verkleidung belustigten uns sehr, und der Duft der vielen nackten Füsse war «vorzüglich».
Im übrigen begegnete uns sowohl in Damaskus als auch in Amman kein einziger Hund.
Lok – made in Winterthur
Mitten in Damaskus liegt der Hedschas-Bahnhof. Hier beginnt die Hedschas-Bahn, die bis nach Mekka und Medina führen und so die Pilgerfahrten erleichtern sollte. Wegen kriegerischer Ereignisse aber wurde sie nicht fertig gebaut. Trotzdem aber konnten wir mit dieser fast hundertjährigen Schmalspurbahn eine längere und vergnügliche Nostalgiefahrt erleben. Zischend und pfeifend zog uns die Lok (made in Winterthur) aus dem Bahnhof in die Stadt. Unter Dauerpfiff – sämtlicher Verkehr wurde von der Polizei gestoppt – fuhr der Zug einem riesigen Verkehrskreisel entlang stadtauswärts. Es gab nirgends Bahnschranken, nur mit Hilfe des Dauerpfiffs, der die übrigen Verkehrsteilnehmer warnte, wurden Kreuzungen und Strassen überquert.
Es machte mich glücklich, dass ich als gewöhnliche Frau wie Moses, vom Gipfel des Berges Nebo, einen Blick ins gelobte Land (Kanaan) tun durfte.
Maalula ist eines der drei Dörfer (Sprachinsel), in denen noch aramäisch gesprochen wird wie zur Zeit Jesu. Im Kloster Mar Sarkis betete ein Pater für uns das «Unser Vater» in dieser Sprache. Es ist mir dadurch noch lieber und bedeutungsvoller geworden.
Unser letzter Besuch galt Petra, der «rosaroten Stadt». Die Ruinen dieser 2000 Jahre alten Handels- und Königsstadt der Nabatäer sind eines der grossartigsten und zugleich rätselhaftesten architektonischen Wunder der Welt.
Wir haben auf unserer Reise unzählige Eindrücke erhalten, die ich noch gerne niederschreiben möchte, aber…
Ich möchte es nicht unterlassen, dem Organisator und Leiter dieser eindrücklichen Reise, Pfarrer Daniel Morand, einen herzlichen Dank auszusprechen. Ein weiterer Dank gebührt unsern beiden einheimischen Reiseleitern, die uns mit ihrer liebenswürdigen Art Syrien und Jordanien ein grosses Stück näher gebracht haben.
M. und E. Rutishauser