Bei strahlendem Wetter besammelten wir uns am Montagmorgen, den zweiten April 1999, um Viertel nach sieben Uhr am Bahnhof Thalheim. Wir das sind je sieben Schülerinnen und Schüler der vierten, fünften und sechsten Klasse sowie Ursula Jehle, Dieter Egg und ich selber. In Winterthur, Zürich und Chur mussten wir umsteigen.
Das Reiseziel: Die Burg Ehrenfels
In Thusis bestiegen wir das Postauto nach Sils im Domleschg. Von dort aus hatten wir noch eine Viertelstunde bis zur Burg Ehrenfels, die unser Zuhause für diese Woche sein sollte, zu Fuss zu gehen. Bei der Burg warteten bereits Margrit Frieden, unsere Handarbeitslehrerin, und Marlies Sollberger, eine Hauswirtschaftslehrerin, die mit dem VW-Bus unsere Reisetaschen und Koffer transportiert hatten, und die zugleich für unser leibliches Wohl in dieser Woche zuständig waren.
Zuerst mussten wir unsere Reisetaschen vom VW-Bus bis zur Burg etwa fünfzig Meter weit tragen. Während die Verwalterin der Burg, Frau Dietrich, den Lagerleitern alles erklärte, mussten die Kinder die ursprünglichen von den neuerstellten Teilen der Burg unterscheiden.
Wege durchs Labyrinth
Darauf zeigte Frau Dietrich den Kindern das Labyrinth, das oberhalb der Burg steht. Alle Kinder mussten den Weg zur Mitte des Labyrinths gehen und dort einen Wunsch ausdenken. Nachher gingen wir in den Rittersaal der Burg, wo Frau Dietrich den Kindern die Hausregeln bekannt gab. Schliesslich bezogen wir unsere Schlafräume und bald darauf gab es das Mittagessen (Knöpfli mit Bärlauch-Sauce und Apfelmus), das wir mit Heisshunger im geheizten Rittersaal einnahmen.
Nach einer kurzen Mittagspause marschierten wir nach Thusis. Dort durften die Kinder eine halbe Stunde «lädelen», bevor es über eine Hängebrücke nach Sils weiterging, wo die Schüler/innen einige Fragen über das Dorf beantworten mussten. Die Sieger (Andi Ehrensberger, Melanie Sigg, Nina Schwarz und Xenia Jehle) bekamen ein Glace als Preis. Dank einem Zvieri-Halt beim Schloss Baldenstein erreichten wir bald darauf unser Lagerhaus.
Caramelköpfli im Rittersaal
Nach dem Abendessen, das aus Wurst- und Käseweggen mit Salat bestand, war Zeit zum Spielen (Pingpong, Tischfussball und andere Spiele) – nur die Ämtli-Gruppe musste vorher noch das Geschirr abwaschen und abtrocknen. Um halb neun Uhr trafen wir uns im Rittersaal und bekamen ein feines Caramelköpfli als Dessert. Nachher machte ich einen kurzen Tagesrückblick – an jedem Abend war nun eine Klasse damit dran – und zum Schluss las ich die Sage von der Burg Ehrenfels vor. Dabei geht es darum, dass ein armer Bauer in der Burg goldene Nüsse findet, die sich wieder zu normalen Nüssen verwandeln, weil er die Nüsse für sich selber behalten will. Die Schüler sollten bis Ende Woche überlegen, wie man das Verhalten des armen Bauern bezeichnet. Melanie Sigg – eine Viertklässlerin – kam als erste auf das Lösungswort «Habgier» und wurde glückliche Gewinnerin einer vergoldeten Nuss.
Vielfältige Erlebnisse während des ganzen Klassenlagers
Wir erlebten jeden Tag sehr viel (Burgenwanderung im Domleschg, Hallenbad Andeer, Via Mala-Schlucht, Burg Hohenrätien mit Würstli-Bräteln bei Schnee-Treiben, Roffla-Schlucht mit Wasserfall, ein von den Schüler/innen ausgezeichnet gestalteter Schlussabend bis Mitternacht und vieles mehr), doch am meisten staunten wir am Freitag, als es über einen halben Meter Neuschnee hatte. Dank einigen Knaben, die zusammen mit mir ein schmales Weglein durch den Tiefschnee pfadeten, war es kein Problem, die Postautohaltestelle in Sils zu erreichen. Weil aber die Züge Verspätung hatten, kamen wir volle zwei Stunden später als vorgesehen zu Hause an.
Dank an die aufgestellten Kinder und die verwöhnenden Köchinnen
Danken möchte ich an dieser Stelle nochmals allen Beteiligten, an erster Stelle den aufgestellten Kindern, aber auch den Köchinnen, die uns regelrecht verwöhnten sowie den andern Lagerleitern für ihr engagiertes Mithelfen. Ein letzter Dank geht an die Primarschulgemeinde Thalheim, die das Klassenlager vollumfänglich finanzierte.
Martin Harb