Generalversammlungen sind meist eine trockene, oft sogar eine eintönige Sache. Nicht so die GVs der Trachtengruppe Weinland: An den Jahresversammlungen ist geschäftliche Teil traditionsgemäss eingebettet in eine farbenfrohe Stubete mit Gesangs- und Tanzdarbietungen, einem Vortrag und einem Theater – und das leibliche Wohl kommt jeweils auch nicht zu kurz. Am letzten Mittwoch trafen sich die Trachtenleute des Bezirks Andelfingen in Thalheim.
Nach zehn Jahren war die Reihe heuer wieder an der Trachtengruppe Thalheim-Gütighausen, als Gastgeberin für die Stube zu fungieren. Rund 200 Trachtenleute galt es zu empfangen, zu verköstigen und mit einem interessanten Rahmenprogramm zu unterhalten. Die Turnhalle Thalheim war entsprechend festlich hergerichtet, die Tische mit Efeugestecken, Äpfeln und Blumengebinden dekoriert. Und augenscheinlich fühlten sich die Gäste – alle in der traditionellen Tracht ihrer Gemeinde – wohl.
Das «Wylandlied» als Auftakt
Christine Schleuss begrüsste die Trachtenleute im Namen der Ortsgruppe Thalheim-Gütighausen und dann stimmte man gemeinsam das «Wylandlied» an. Noch-Gemeindepräsident Anton Meier entbot den Gästen anschliessend die Grüsse des Gemeinderats und stellte «seine» zwei Dörfer kurz vor. «Ich komme mir vor wie ein verwitterter Gartenzwerg!» schmunzelte Meier in Anspielung darauf, dass er einer der ganz wenigen «Zivilisten» im Saal war. Präsidentin Elvire Stegemann nahm diese Bemerkung bei Eröffnung des geschäftlichen Teils auf und wies den Gemeindepräsidenten auf den Trachtenverkauf und die anwesende Trachtenschneiderin hin.
Das Protokoll der letzten Stubete in Dorf wurde einstimmig genehmigt, ebenso die Jahresrechnung, die einen Einnahmenüberschuss von 1582.15 Franken auswies. Dann verlas die Präsidentin ihren Jahresbericht, was schneller erledigt war, als in früheren Jahren: «1997 isch es Jahr zum Uuschnuufe gsi», begründete Elvire Stegemann diese Kürze. Margrit Rüeger blickte auf die Reise 1997 zurück, welche die Trachtenleute am 3. Juni an den Rhein, nach Basel, Augst und zur Keramikwerkstatt in Rheinfelden geführt hatte. Auch 1998 werden die Reiseteilnehmer wieder ein traditionellen Produktionsbetrieb besichtigen, voraussichtlich eine Weberei im Emmental und oder Glaserei in Hergiswil.
Mangel an Trachtenmänner
Beim Traktandum «Mutationen» nannte Elvire Stegemann sowohl Neuzugänge als Abgänge namentlich und gab die aktuelle Mitgliederzahl bekannt: 438 Trachtenleute. Allerdings sind die Männer in der Trachtengruppe stark untervertreten: Kaum zwanzig Trachtenmänner zahlen dieses Jahr den Mitgliederbeitrag von 23 Franken. In diesem Sinn lautete denn auch die Aufforderung Stegemanns: Mitglieder zu werben, vor allem bei den Männern.
Anschliessend fanden die Wahlen statt, wobei sich der Vorstand unverändert für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung stellte. Die Anwesenden sprachen den fünf Frauen einstimmig ihr Vertrauen aus.
Mit dabei beim Sechseläuten
Beim «Vermischten» wurde dann den Trachtenleuten schnell klar, dass 1998 kein Jahr zum Ausschnaufen, sondern zum Anpacken ist: Am 20. April marschiert die Trachtengruppe Weinland im Zug der Zünfte mit, denn am Sechseläuten präsentiert sich dieses Jahr der Kanton Zürich. Vierzig bis sechzig Trachtenleute sollen dem Motto «Wümmet im Züri-Wyland» Leben einhauchen. Für Ende Juni schrieben sich die Trachtenmitglieder das Eidgenössische Trachtenfest in die Agenda und nächstes Jahr steht bereits das 75-Jahr-Jubiläum der Trachtengruppe an.
Schwank und Volkstanz
Nach dem geschäftlichen Teil kam dann das «Stammerchörli» zum Zug, das zusammen mit dem Trachtenverein Ossingen den musikalischen Rahmen bestritt. Nach einer Verköstigungspause folgte ein Diavortrag zum Thema «Der Bauerngarten und seine speziellen Pflanzen», der die bewegte Geschichte vom Ursprung bei den Klostergärten über die wechselnden Vorlieben der Gärtner (im Mittelalter waren Pflanzen aus dem Mittelmeerraum äusserst beliebt) bis in die heutige Zeit nachzeichnete.
Das Abendprogramm eröffnete dann die Volkstanzgruppe aus Andelfingen und der Thalheimer Turnverein zeigte noch einmal den Schwank «Ä chaotischi Grichtsverhandlig», das er für die Neujahrs-Abendunterhaltung einstudiert hatte.
Matthias Schüssler