Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser

Haben Sie es schon festgestellt? Das erste Halbjahr neigt sich dem Ende entgegen. Es ist Sommer geworden. Der Countdown bis zum Tag X, an dem die Schulferien beginnen und die bekannte Blechlawine sich Richtung Süden bewegt, läuft. Aber Halt! Hier in Thalheim und Gütighausen stehen noch zwei Wochen Schule auf dem Programm. Dann erst fliegt der Schulsack für eine schöne Weile in eine Ecke. Geschafft! Fünf Wochen keine Prüfungen! Juhui!

Auch geschafft haben es viele Jugendliche, die ihren Lehrabschluss erfolgreich feiern konnten. Man liest es in den Zeitungen: Prüfungserfolg hier, Bestnote da, Gratulation überall! Die Erleichterung wird gross sein. Aber was kommt danach? Glücklich ist, wer eine Arbeitsstelle, eine Möglichkeit für eine Zusatzausbildung oder einen Platz in einer Schule gefunden hat. Und was ist mit den anderen? Sie leben mitten unter uns: Leute, die es nicht geschafft haben. Sie haben keine Stelle gefunden, den Abschluss nicht bestanden und werden oft als Versager abgestempelt. Anstatt einer Aufmunterung erhalten sie Abweisung in unserer Gesellschaft. Nur wer gut ist, wird akzeptiert. Die Frage ist aber: Wer ist gut und wer gehört in den Topf der sogenannten Taugenichtse? Nicht die Bestnote oder der Prüfungserfolg zeichnet einen Menschen aus, sondern was daraus gemacht wird. Was nützen uns hochintelligente Schulabgänger, wenn sie sich im Leben nicht nützlich machen können? Es gibt Leute, die es trotz schlechten schulischen Leistungen im späteren Leben zu etwas gebracht haben. Deshalb frage ich mich oft, weshalb die vielen Prüfungsabschlüsse so hochgespielt werden. Und wie erst muss es den «Versagern» zumute sein? Sie werden hoffentlich vorwärts blicken und sich für den nächsten Anlauf vorbereiten. Eines ist sicher: Geprüft werden alle immer wieder im Leben. Die Chance, irgendwo zu versagen oder zu brillieren, bleibt intakt. Niederlagen einstecken können, auch das ist eine wichtige Lebenserfahrung. Gelegenheit dazu gibt es genug, sei es im Sport, in der Gesellschaft, im Berufsleben, in der Politik.

Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen allen eine schöne Sommerpause. Nützen Sie diese Zeit, um danach gestärkt den Alltag zu meistern, denn – wer weiss – vielleicht steht auch Ihnen schon morgen die nächste Prüfung bevor.

Marlies Schwarz

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