Titelbilder: Die Kartoffel

Was soll ich bloss über die Kartoffel schreiben? Sie ist nicht gerade eine Schönheit, eine zum Teil etwas unförmige Knolle die aus der Erde gebuddelt wird. Ach ja, man kann sie kochen, braten, rösten, raffeln, schneiden, pürieren. Sie ahnen es, liebe Leserinnen und Leser, die Kartoffel ist vielseitig verwendbar. Und nun? Man staunt, was es alles über die Kartoffel zu berichten gibt. Geht man ein wenig auf die Suche, findet man auch viel Interessantes über dieses Nachtschattengewächs.

Die Kartoffel kommt ursprünglich aus Südamerika. Den Indianern aus den Andengebieten ist es schon in vorchristlicher Zeit gelungen die Kartoffel auf 3000 bis 4000 m.ü.M. anzubauen.

Diese Kartoffel war allerdings noch nicht so kultiviert wie heute. Um die Kartoffeln haltbar zu machen, stellten die Menschen eine Trockenkonserve her, die so genannte Chuno.

Im 16. Jahrhundert brachten spanische und englische Seefahrer die Knolle nach Europa. Sie wurde dem damaligen Papst im Jahre 1565 als Geschenk gebracht und so verbreitete sie sich in Europa.

Doch in unseren Breitengraden konnte sich die Kartoffel lange nicht so recht durchsetzen. Man brachte die Bauern, laut einer Anekdote, durch eine List dazu Kartoffeln anzubauen.

Der preussische König, Friedrich der Grosse (1756) soll in der Umgebung von Berlin Kartoffelfelder angelegt haben, und diese streng bewachen lassen. Die äusserst neugierigen Bauern klauten dann heimlich korbweise die Knollen und bauten sie selber an. Diese List hat anscheinend gut funktioniert.

Der französische Apotheker Antoine Augustin Parmentier, 1760 in Deutscher Kriegsgefangenschaft, fand durch chemische Untersuchungen heraus, wie wertvoll und nahrhaft die Kartoffel ist. Wieder in Frankreich, erreichte er, dass die Kartoffel anerkannt wurde als gesunde Speise. Er musste sich zwar durch etliche Widerstände kämpfen, doch dann wurde diese wertvolle Knolle sogar am königlichen Hof beliebt.

Auch in Hungersnöten (1770/77) und in Kriegen wie zum Beispiel zwischen Preussen und Österreich (1778/79) hat die Kartoffel vielen Menschen wertvolle Nahrung geboten.

Im 19. Jahrhundert breitete sich die Kartoffel Richtung Norden aus, heute gibt es in etwa 130 Ländern Kartoffelanbau.

Allein in der Schweiz werden auf einer Fläche von 14’000 Hektaren mehr als zwanzig Sorten angebaut.

Wie schon erwähnt, gehört die Kartoffel zu den Nachtschattengewächsen, so wie auch die Tomate, die Aubergine, die Tollkirsche, Gemüsepaprika/Peperoni und der Tabak.

Bei der Kartoffel wird aber nicht die Frucht sondern die Knolle gegessen. Die Früchte der Kartoffelpflanze, die grünen Beeren, die sich aus den Blüten entwickeln, enthalten viel vom Giftstoff Solanin.

Doch wie kommt die Kartoffel in die Erde und schlussendlich auf unseren Speisezettel?

Der Kartoffelproduzent bestellt die Saatkartoffeln ca. ende Oktober. Die Menge wird nach Absprache mit Abnehmern und im Bezug auf Anbaufläche bestimmt. Es erfolgt eine Lieferung im Herbst und eine im Frühling.

Die Herbstlieferung ist für Frühkartoffeln bestimmt. Auch hier wird mit den Abnehmern die Menge abgesprochen, ob die Kartoffeln für den Abpackbetrieb (zum Beispiel Coop oder Migros usw.) oder für Chips oder Pommes gebraucht werden und welche Sorte dafür jeweils benötigt wird.

Die «Samen» für die Frühkartoffeln werden zum Vorkeimen bei etwa vier Grad und feuchter Luft gelagert. Ab Ende Februar bis Mitte März wird ausgepflanzt und mit einer Folie abgedeckt.

Sobald die Pflanzen etwas gewachsen sind und sie sich gegenseitig berühren, müssen sie vorbeugend gegen die Krautfäule behandelt werden. Wenn keine Frostgefahr mehr besteht, wird die Folie wieder entfernt.

Die erste Phase der Ernte findet ca. im Mai statt. Da werden die nicht schalenfesten Frühkartoffeln für den Abpackbetrieb geerntet.

In der zweiten Phase, ca. ab erstem Juni werden dann die schalenfesten Kartoffeln geerntet.

Die Frühlingslieferung wird ab März in Paloxen oder Vorkeimkisten angetrieben. Nach der Auspflanzung im Frühling, je nach Wetter, ab April werden diese Kartoffeln gepflanzt. Auch hier muss auf die Krautfäule geachtet werden. Die Pflanzen werden in einem Intervall von ca. zehn Tagen oder nach grösseren Niederschlägen behandelt.

Die Bewässerung ist ebenfalls sehr wichtig, für eine gute Ernte im Herbst. Wenn man bedenkt, dass der Schweizer im Durchschnitt etwa 45 Kilogramm Kartoffeln im Jahr isst, kann man sich vorstellen dass eine Menge produziert werden muss.

Die Kartoffeln werden auf verschiedene Arten angepflanzt, konventionell, integrierte Produktion oder biologisch. Alle diese Arten von Anbau haben ihre strengen Richtlinien.

Für das Jahr 2008 sind neue Richtlinien vorgesehen, die so genannten SwissGAP. Zuguterletzt sollte man nicht vergessen, wie wertvoll doch diese unscheinbare Knolle ist.

Eine Menge von 250 Gramm Kartoffeln enthalten durchschnittlich 37 Gramm Kohlenhydrate, fünf Gramm Eiweiss, drei Gramm Vitamine und Spurenelemente, nur 0,5 Gramm Fett und 199,5 Gramm Wasser. Wie schon erwähnt, ist sie auch in der Küche sehr vielseitig verwendbar, denn man kann viele schmackhafte Gerichte daraus machen.

pr

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